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schnittplatzUnternehmen Kommunikation

Stuttgart, mag man von Hamburg aus denken, ist eigentlich relativ weit weg. Und die Aufmerksamkeit, die der Stammsitz der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck seinem Wochenblatt Zeit bis vor kurzem angedeihen ließ, bestärkte die Hamburger in ihrer Sicht.

Seit dem Herbst ist plötzlich alles anders: Da wird aus dem fernen Württemberg der Chefredakteur im fernen Hamburg abgesägt – mit spärlichem Dank und wenig gegenseitigem Einvernehmen. Und zeitgleich eine neue Chefredaktion nebst neuem Herausgeber per Pressemitteilung von eben jener Stadt am Neckar aus inthronisiert, was den Zeit-eigenen Redaktionsrat und mehr noch den amtierenden Bundeskanzler erzürnte, dem so sein Medienminister verlustig ging.

Seit Januar ist Michael Naumann nun Zeit-Herausgeber und Chefredakteur in Personalunion, der Redaktionsrat befriedet – doch nun hängt plötzlich der Haussegen zwischen Hamburg und Stuttgart unter anderen Vorzeichen schief.

So schief, dass sich der Chefredakteur und Herausgeber Naumann gestern über dpa an die Nation wandte, um zu versichern, dass er nach wie vor das volle Vertrauen des amtierenden Konzernchefs genieße, ja dass Dieter von Holtzbrinck brieflich sogar ausdrücklich das „enge Vertrauensverhältnis“ zu ihm, Naumann, gerühmt habe.

Und wie schon die Demontage von Naumanns Vorgänger Roger de Weck hat die Angelegenheit etwas von einem Lehrstück in Sachen interner Unternehmenskommunikation.

Denn Dieter von Holtzbrinck hatte vor der Depesche an Naumann noch einen Brief geschrieben, ebenfalls mit Hamburger Adresse – allerdings an einen anderen Noch-Konzernführer seiner Generation, den bis Jahresende amtierenden Springer-Vorstand August Fischer. (Focus weiß auch noch von einem Brief an Verlegerwitwe Friede Springer höchstselbst.)

In diesem Schreiben hatte sich Holtzbrinck ausdrücklich von einem seiner Ansicht nach „unseligen“ Zeit-Dossier distanziert, dass manche als den einzigen Coup der Wochenzeitung seit Naumanns Dienstantritt bezeichnen: Das Dossier über Planspiele im Hause Springer zum Sturz von Rot-Grün.

Interne Unternehmenskommunikation eben: Auch diese Nachricht erfuhren die Mitarbeiter der Zeit aus den Agenturen. STG

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