: Stadionausbau: „so nicht“, anders doch?
■ Die Fraktionen in der Bürgerschaft lehnen das Konzept des Stadion-Ausbaus ab / In einem „Gesamtkonzept“ könnte der Ausbau dennoch kommen, auch wenn es kaum WM-Hoffnung gibt
So, wie der Senat das im Dezember 2000 beschlossen hat, soll das Weser-Stadion nicht ausgebaut werden. Darin waren gestern in der Bürgerschaft alle drei Fraktionen einig. Bei der Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2006 hatte Bremen versprochen, 10.000 Plätze zusätzlich zu schaffen. Dafür wollte der Senat einen 24,6-Millionen-Kredit außerhalb des Haushaltes aufnehmen lassen.
SPD und CDU verbanden ihr „so nicht“ mit der Forderung nach einem „Gesamtkonzept“ der Modernisierung, private Investoren sollten „einbezogen“ werden. Offen blieb dabei, was dann mit der Erweiterung wird. Derzeit wird hinter vorgehaltener Hand auch davon ausgegangen, dass die Fußball-WM-Spiele in Hamburg und Hannover stattfinden werden und nicht in Bremen.
Aber es gibt auch andere Bedenken gegen den geplanten Ausbau: „Das Stadion soll eine multifunktionale Sportstätte bleiben“, forderte Jürgen Pohlmann (SPD). Derzeit wird geplant, die Spielfläche um zwei Meter abzusenken und auf den Leichtathletik-Bahnen mobile Tribünen aufzustellen. „Bei uns sitzen Sie nass in der ersten Reihe“ wäre der Werbeslogan für diese Konstruktion, witzelte der grüne Sport-Vertreter Matthias Güldner.
Für den Vorstandsvorsitzenden von Werder Bremen, Manfred Müller, ist klar: Die Schaffung von zusätzlichen 10.000 Sitzplätzen muss der Staat finanzieren. Auch in der informellen „Schwartauer Runde“, in der der Senat vor der offiziellen Sitzung die wesentlichen Dinge abklärt, wurde gestern diese Finanzierung bekräftigt.
Privat finanziert werden soll nach Vorstellungen des Fußball-Clubs nur der Ausbau der „Nordgeraden“ zu einem Dienstleistungs-Zentrum. In Bremen war die Idee vor zwei Jahren allerdings an den fehlenden Investoren gescheitert. „Weil der Dienstleistungsmarkt in Bremen das nicht hergibt“, schätzt Fritz Rößler vom „Hotel zur Post“. Er ist der Pächter der Gastromonie-Betriebe, die derzeit schon ihr Glück im Weser-Stadion versuchen. „Villa Verde“ hat er gerade geschlossen, „Werder Blick“ soll im Sommer dichtmachen, hieß es beim „Weder-Stammtisch“ in der vergangenen Woche. Das Problem von Dienstleistungsangeboten bei Fußballstadien ist, dass sie an den Spieltagen von außen kaum zugänglich sind, und wenn es um Gastromie geht, reichen die Geschäfte an den Spieltagen nicht aus.
Einhellig war das Parlament gestern auch in seiner kritischen Bewertung des Gutachtens des BAW-Institutes. „Fahrlässig und falsch“ sei die Methode, mit der ein Investitionsbedarf von 165 Millionen Mark abgeleitet wird, kritisierte Eckhoff (CDU). „Ein Skandal“ nannte es Pohlmann (SPD), wie dieses Gutachten Investitionen rechtfertigen will. Man müsse sich fragen, welche Substanz frühere Gutachten gehabt haben. „Wie lange sollen wir uns in wichtigen Fragen von diesem Institut begleiten lassen?“, fragte der SPD-Politiker.
Für die Grünen ist die Antwort klar: „Thema verfehlt“ sei das einzig mögliche Urteil über das Gutachten, meinte Güldner, der Senat solle die 80.000 Mark für das Gutachten sparen. Dem staatlichen Institut, dessen Mitarbeiter zum Teil beim Wirtschaftsressort angestellt sind und das von dem Ex-Staatsrat Frank Haller geleitet wird, sei eine „Denkpause“ zu gönnen, die „nicht zu knapp bemessen werden darf“, erklärte Güldner. K.W.
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