Plenus Venter

Zu den Kosten des Matthiae-Mahls schweigt der Senat, nennt sie „absolut im Verhältnis“  ■ Von Peter Ahrens

Es geht um „gut angelegtes Geld“, wie Senatssprecher Rainer Scheppelmann es nennt. Gut angelegt für 450 Leute. Für Bürgerschaftsabgeordnete, Reeder, Bundeskanzler, Konsuln, HochschulprofessorInnen, Konzernvorstände. Einmal sollen sie sich auf Steuerzahlers Kosten satt essen dürfen, einmal den Bauch gefüllt ins Bett gehen können. Morgen Abend werden sie einmal nicht darben müssen wie sonst, wenn sie vor ihrer kärglichen Vesperplatte sitzen und an ihrem Kaviarbrötchen herumnagen müssen. Morgen Abend laden Senat und Bürgermeister zum Matthiae-Mahl. Der Wein ist gut.

„Auch eine Demokratie braucht Riten“, findet Scheppelmann. Die genauen Kosten der Veranstaltung im Rathaus-Festsaal verrät er nicht, sagt nur, sie „liegen absolut im Verhältnis“. Den Bundeskanzler und den finnischen Ministerpräsidenten zu Gast zu haben, wie in diesem Jahr, ist Imagefaktor, ist gut für den Standort, der in diesen Zuschüttungs-Tagen so gern erwähnt wird. Schließlich geht es um das älteste noch begangene Festmahl der Welt, belegt seit 1356. Das sind gelebte Traditionen, da schaut man nicht auf die Mark.

Die Summe – wie hoch sie auch sein mag – ist auch von daher angebracht, weil ja alle HamburgerInnen von dem Abend etwas haben. Der Abend wird live im Internet unter www.presseinfo-tv.de übertragen. FischbekerInnen, SteilshooperInnen und WilhelmsburgerInnen, vielleicht sogar NeuenfelderInnen können unmittelbar dabei sein, wenn Paavo Lipponen und Gattin Päivi zum Silberbesteck greifen, sie werden AugenzeugInnen, wie sie das Fleisch (vermutlich Elchfleisch) kosten, sie dürfen miterleben, wie der Bundeskanzler sich für die Einladung bedankt und dann zum Pokale greift. Sie werden sich anschließend sattgeschaut zurücklehnen, sich den Rest Wein von den Lippen lecken und denken: Mein Geld zum Wohl der Stadt ist gut angelegt.