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im archiv

Fischer und Palästina

In SDS-Arbeitspapieren aus der alten Zeit wurden die Theorien zu Antiimperialismus und Internationalismus meist in gestelzter, schwerfälliger Sprache zur Diskussion gestellt. Über Palästina war 1969 in Deutschland noch wenig bekannt. Fischer selbst hat gesagt, er habe seine Haltung zu Israel und Palästina 1976 nach der Flugzeugentführung von Entebbe gründlich revidiert, als israelische Fluggäste von den deutschen und palästinensischen Entführern zur möglichen Exekution aussortiert worden waren. Aber schon in den alten SDS-Arbeitspapieren von 1969 findet sich sowohl Kritik an der Al-Fatah wie auch eine „Erklärung zum Bombenattentat auf das Jüdische Gemeindehaus in Berlin“. Sie ist unter anderen von Fischers Freund Daniel Cohn-Bendit unterzeichnet, richtet sich gegen Imperialismus, Kolonialismus, Rassismus wie Zionismus und verurteilt den Anschlag als „Terroraktion“: „Das Bombenattentat, die Parolen an Mahnmalen der Opfer des Faschismus und deren Begründung stellen objektiv eine Provokation dar. Innerhalb der Bewegung müssen wir solche Aktionen bekämpfen, wenn bei uns der Internationalismus nicht in einem geschichtslosen Moralismus enden soll.“ Von Fischer selbst stammt nur ein einziges Papier. Er setzte sich damals kritisch mit dem Schulungsprogramm der orthodox marxistisch-leninistischen „Marxistischen Gruppe“ auseinander und warf ihr „Organisationsfetischismus“ und „bornierten Dogmatismus“ vor.

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