: Mehr Drogentote
Zahl der Drogentoten auf neuen Höchststand gestiegen. Oft spielt Mischkonsum von Methadon mit anderen Substanzen eine Rolle
BERLIN taz ■ Die Zahl der Rauschgiftopfer ist im Vorjahr auf bundesweit 2.023 gestiegen. Das ist der höchste Stand seit 1992. Im Vergleich zu 1999 gab es fast 12 Prozent mehr Rauschgifttote, sagte die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD) gestern zur Eröffnung einer Fachtagung in Berlin.
Die meisten Drogentoten waren heroinabhängig. 460 Todesfälle standen im Zusammenhang mit Rauschgift-Ersatzmitteln wie Methadon, erklärte die Drogenbeauftragte.
Die Zahl der Drogentoten differierte stark nach Bundesländern: Die Quote je eine Million Einwohner lag in Westdeutschland zwischen 17,7 im Saarland und 114,6 in Bremen. In den neuen Ländern wurden nur 1 bis 5 Drogentote auf eine Million Einwohner gezählt.
Caspers-Merk erklärte, die Todesfälle seien durch viele wechselnde Faktoren bestimmt. Sowohl Veränderungen des Reinheitsgrades – Verunreinigungen – als auch die Beimischung gefährlicher Substanzen spielten eine Rolle. Hinzu kämen neue Gruppen von Suchtkranken, zum Beispiel Aussiedler aus den ehemaligen GUS-Staaten, sowie Mischkonsum mit Alkohol, Methadon oder Kokain oder Überdosierung nach Zeiten von Abstinenz im Gefängnis.
Caspers-Merk wies darauf hin, dass 70 Prozent der Drogentoten in Wohnungen und nicht in öffentlichen Gebäuden sterben. Oft werde der Rettungsdienst gar nicht oder zu spät informiert. Viele der Todesfälle ereigneten sich nicht in suizidaler Absicht. Nach einer früheren Untersuchung in Berlin hatten nur 20 Prozent der Rauschgiftopfer willentlich mit einer Überdosis Selbstmord begangen.
Inzwischen würden in der Bundesrepublik Deutschland für etwa 50 Prozent der Heroinabhängigen Ersatzmittel verschrieben, so die Drogenbeauftragte. Allerdings ist eine abgebrochene Behandlung riskanter als gar keine Behandlung: Nach einer Untersuchung über Methadon-Patienten ist das Sterblichkeitsrisiko von Methadon-Konsumenten, die ihre Therapie abbrechen und nebenbei noch Heroin und andere Drogen konsumieren, höher als das von Konsumenten, die keine Substitutionssubstanzen zu sich nehmen.
BARBARA DRIBBUSCH
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