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Kongos Vulkane werden Kriegspartei

Im Stationierungsgebiet ruandischer Hutu-Milizen im Osten des Kongo ist ein Vulkan ausgebrochen – mit weit reichenden politischen Konsequenzen: Die einstige Völkermordmiliz „Interahamwe“ wird geschwächt

BERLIN taz ■ Ein Vulkan im Osten der Demokratischen Republik Kongo erweist sich als Verbündeter der dort stationierten ruandischen Armee im Kampf gegen die ruandische Hutu-Miliz „Interahamwe“. Dutzende schwerbewaffneter Interahamwe-Kämpfer haben sich ergeben, seit in der Nacht zum 6. Februar der Vulkan Nyamulagira im Grenzgebiet begann, heiße Lava in ihre Buschverstecke an den Berghängen zu speien. 11 gaben sich zuletzt in der ruandischen Grenzstadt Gisenyi auf, 60 im kongolesischen Kabale. Insgesamt haben in den letzten Wochen mehrere hundert Milizionäre die Waffen gestreckt, darunter hochrangige Kommandanten.

Die „Interahamwe“-Miliz war an führender Stelle am Völkermord an 800.000 Menschen, hauptsächlich Tutsi, in Ruanda 1994 beteiligt und floh danach in den benachbarten Kongo, der damals noch Zaire hieß. Dort bekämpft sie seitdem die neue ruandische Armee. Seit 1998 kämpfen die Interahamwe im Osten des Kongo auch gegen die von Ruandas Regierung unterstützte Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie). Die Zahl der Interahamwe-Kämpfer im Kongo wird von der US-Expertenorganisation „International Crisis Group“ heute auf knapp 30.000 geschätzt, davon die Hälfte als Angehörige der kongolesischen Regierungsarmee an der Kriegsfront und die Hälfte als irreguläre Buschkämpfer im östlichen Kongo. Dort finanzieren sie sich zum Teil durch die Förderung von Edelmetallen.

Der Tod des kongolesischen Präsidenten Laurent-Désiré Kabila am 16. Januar hat die Interahamwe geschwächt. Laurent Kabilas Sohn und Nachfolger Joseph Kabila hat mit der RCD Kontakte über ihre Neutralisierung aufgenommen, und der neueste UN-Friedensplan für den Kongo sieht dies als Teil des gewünschten Abzugs aller ausländischen Truppen aus dem Land vor.

Die „abnormalen Aktivitäten“ des Nyamulagira-Vulkans mitten in den wichtigsten Interahamwe-Stützpunkten begannen genau am Tag von Laurent Kabilas Tod. Heiße Lava und Asche bedrohen jetzt auch 50.000 Zivilisten und haben große Mengen an Ackerland kurzfristig unbrauchbar gemacht.

Die Schwächung der Interahamwe geht einher mit einer Rückkehrwelle ruandischer Hutu-Flüchtlinge aus dem Kongo. 1994 waren 1,2 Millionen ruandische Hutu aus Ruanda in das Nachbarland geflohen. Die meisten davon kehrten 1996/97 nach Ruanda zurück; etwa 200.000 flohen in andere Länder, blieben in Gewahrsam der Milizen, siedelten sich im Kongo an oder kehrten später nach Ruanda zurück. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat nach eigenen Angaben seit Februar 1999 40.035 ruandische Hutu-Flüchtlinge aus dem Kongo repatriiert, davon etwa 2.000 seit Jahresbeginn 2001. 60.000 leben laut UNHCR noch als Flüchtlinge in den Wäldern. DOMINIC JOHNSON

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