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Sicher ist sicher

„Urban Panic“ parodiert Wachdienst am Hauptbahnhof – und keiner merkt was  ■ Von Sebastian Schinkel

„Hamburg ist schön, Hamburg wird sicher“, so plakatiert die CDU für den kommenden Wahlkampf mit dem Motiv der Wandelhalle im Hauptbahnhof. Die Künstlergruppe Urban Panic bemühte sich jetzt einen Nachmittag lang als Bürgerinitiative „Sicherheit jetzt“ mit eigens engagiertem Wach- und Sicherheitspersonal, die Menschen in der Wandelhalle für ihr subjektives Sicherheitsbedürfnis zu sensibilisieren. Und fast alle nahmen es für bare Münze.

Ausgerüstet mit adretten Uniformen, Spiegelsonnenbrille, billigen Walkie-Talkies sowie vormodernen Handkameras und einer Digitalkamera sollte die „Mobile Kamera Einheit“ (MKE) für ein garantiert individuelles Rundum-Sicherheitsempfinden sorgen. Eigentlich hatte Urban Panic damit gerechnet, gleich wieder der Halle verwiesen zu werden – ein Afrikaner, der vor Wochen in der Wandelhalle Flugblätter gegen die globale Waffenproduktion verteilt hatte, war von Wachdienst und Bundesgrenzschutz ohne viel Federlesens verprügelt und festgenommen worden.

Wider Erwarten wurde die Gruppe trotz des Verteilens von Flugblättern und des Hantierens mit der Kamera aber nicht sofort wieder auf den Bahnhofsvorplatz befördert, sondern nach kurzer Überzeugungsarbeit von den „Kollegen“ akzeptiert. Geschäftiges Funken zuvor noch auf beiden Seiten, um die Konkurrenzfirma zu überprüfen, Ratlosigkeit, Nachfragen. Der Chef ist nicht da, eine Genehmigung momentan irgendwie auch noch nicht, aber viel guter Wille.

Die Genehmigung wird denn doch kurzfristig erteilt mit dem gütlichen Ratschlag, „so etwas demnächst besser vorweg anzumelden“. Nicht unkollegial folgt der Vorschlag der MKE, man könne das Terrain doch unter sich aufteilen. Und überhaupt sei es doch gut, sich bei Gelegenheit mal an einen Tisch zu setzen, um das Ganze effektiver zu gestalten. Während Mitglieder der Bürgerinitiative Handzettel verteilen, übt die uniformierte MKE souverän und widerstandslos das Hausrecht aus, prüft Fahrausweise, filmt von allen Seiten, dirigiert und eskortiert. Die professionellen „Kollegen“ sind von so viel Verstärkung angetan. Die braven BürgerInnen auch. Die Parodie wird von vielen überhaupt nicht erkannt, die „Sicherheitsprozeduren“ bereitwillig akzeptiert. Hauptsache: Autoritär vorgetragen.

Eine Frau ist dankbar für die massive Wachdienstpräsenz, weil sie „Angst hier im Bahnhof hat“, ein Pärchen lobt die Garde kamerabestückter Uniformierter: „Das ist mal ein Service.“ Erst als die Leute das verteilte Flugblatt lesen, dämmert ihnen, dass mit den vermeintlichen Sicherheitsleuten vielleicht etwas nicht stimmen kann: Darauf steht, dass „seit der Privatisierung der Bahn AG gegen die Anwesenheit bestimmter Menschen und Menschengruppen wie Obdachlosen, BettlerInnen, DrogenkonsumentInnnen und MigrantInnen in einer Systematik vorgegangen wird, welche die Bahnhöfe inzwischen zu einem Vorreiter der sozialen Verdrängung und Ausgrenzung in den Städten aufsteigen lassen“. Die Leitformel Service – Sicherheit – Sauberkeit bringe „unverhohlen eine ausschließlich ökonomisch ausgerichtete Ordnungsmentalität zum Ausdruck“. So etwas schreiben echte Wachdienste normalerweise nicht.

Die stellten sich mit ihren vermeintlichen Kollegen am Ende noch zu einem Gruppenfoto. Als schöne Erinnerung.

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