: Teures Wohnen am Friedrichswerder
Mit der Ausstellung „Vom Planwerk zum Bauwerk“ will Stadtentwicklungssenator Strieder seinen Masterplan gegen Stadtflucht konkretisieren. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Grundstückspreise lassen nur Luxuswohnungen zu
„Vom Planwerk zum Bauwerk“ lautet der Titel einer Ausstellung, die seit gestern den neuesten Stand des „Planwerks Innenstadt“ dokumentiert.
Das 1996 von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) präsentierte und 1999 beschlossene Planwerk soll mit einer massiven baulichen Verdichtung vor allem den Wegzug von Familien ins Umland stoppen. Aber der schwungvoll-optimistische Name der Ausstellung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grundlegenden Probleme des Planwerks bislang nicht gelöst werden konnten.
Der neue Stand des Planwerks besteht vor allem darin, dass aus der bloßen Ausweisung potenzieller Bauflächen nun konkretere städtebauliche und architektonische Zeichnungen geworden sind. So sind in der Ausstellung für die Gebiete am Spittelmarkt und Molkenmarkt Gebäudeentwürfe zu sehen, die mit Titeln wie „Leipziger Hof“ oder „Cöllnisches Rathaus“ die viel zitierten Vokabeln Urbanität, Identität und Historie beschwören.
Eine Gesamtzeichnung für den Bereich Gertraudenbrücke/Spittelmarkt zeigt allerdings auch die städtebauliche Fragwürdigkeit des Konzepts: Die neuen Bürgerhäuschen in Traufhöhe stehen wie ausgeborgt vor der Hochhauskulisse herum. Zudem gibt es beispielsweise an der Fischerinsel nach wie vor Differenzen mit den Planungen des Bezirks Mitte.
Die Ergebnisse eines ersten Bieterverfahrens für ein ausgewähltes Quartier weisen erst recht auf die grundsätzlichen Schwachstellen hin. An der „Falkoniergasse“ am Friedrichswerder soll in Zukunft „bürgerliches Wohnen“ stattfinden, der Wohnanteil ist mit 60 Prozent ausgewiesen. Gewinner des Bieterverfahrens ist der Großinvestor Hanseatica, der verpflichtet wird, in Parzellenstruktur zu bauen. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder steckte hier aber am wesentlichen Punkt zurück: an der Subventionierung des Grundstückspreises, um eine „soziale Mischung“ und erschwingliche Angebote für Familien zu schaffen.
Der Friedrichswerder sei eine exponierte Lage, sagte Strieder, hier habe man „ganz bewusst kein politisches Zeichen hinsichtlich des Grundstückspreises“ gesetzt. Die Hanseatica wollte sich zu Gerüchten, wonach die Bodenpreise bei etwa 14.000 Mark pro Quadratmeter liegen, nicht äußern, spricht aber von einem „hohen Preissegment“, „eigentlich zu hoch für Wohnen“. Deshalb plane man am Friedrichswerder Stadthäuser, die man einzeln an eine exklusive Klientel, beispielsweise Unternehmen, die eine Repräsentanz in Berlin suchen, verkaufen will. Der Bau preiswerterer Wohnungen sei eine „politische Frage“.
Wenn Strieder, wie ankündigt, tatsächlich „nicht nur für ein kleines Segment“ Wohnungen schaffen will, wird das nur über reduzierte Bodenpreise möglich sein. Dass dabei Finanzsenator Peter Kurth mitspielt, bezweifelt man angesichts der derzeitigen Finanzlage nicht nur bei der Hanseatica. ULRIKE STEGLICH
Ausstellung: Behrenstraße 42, Mitte
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