: Götzendienst
betr.: „Bildersturm in Afghanistan: Bomben gegen Buddhas“ u. a., taz vom 3./4. 03. 01
[...] Im selben Atemzug möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ein anderes Land, Nato-Mitglied und mit Europa „verbunden“, Ähnliches im Sinn hat.
Hier handelt es sich nicht um Buddhastatuen, sondern um die historischen Stätten Hasankeyf, welche in Mesopotamien (Anatolien, Kurdistan, Osttürkei) liegen. Diese Region verfügt über eine alte Brücke aus dem 7. Jahrhundert, über sie führte schon die alte Seidenstraße, außerdem besitzt sie über 12.000 Höhlen, unzählige, uralte Moscheen und Kirchen. Die am Fluss Tigris liegende über 10.000 Jahre alte Kleinstadt soll durch einen Staudamm überschwemmt werden. Anliegende Siedlungen und Dörfer mit zirka 50.000 Menschen sollen umgesiedelt werden. Paradoxerweise will unsere Bundesregierung dies auch noch mit einer Hermesbürgschaft fördern. Kurdistan hat (fast) jeden Tag Sonne, wer hier noch über eine „Energienotwendigkeit“ spricht, ist ein Heuchler. Vielleicht wäre es besser, dieses Land endlich mal mit Solarenergie zu konfrontieren. Wo sind hier die Proteste gegenüber der türkischen Regierung? ANTJE BALTACI, Baden-Baden
Das Zertrümmern jahrhundertealter Kunstwerke einer (bis dato) weitgehend friedlichen Religion durch die afghanischen Taliban ist ein Skandal und ruft zu Recht weltweit Empörung hervor.
Das Zertrümmern der Menschenrechte junger und alter Frauen durch ebendiese Taliban hat bisher keine weltweite Empörung hervorgerufen. Männer interessieren sich offensichtlich mehr für die Unversehrtheit steinerner Männer als lebendiger Frauen.
Vielleicht haben die Taliban ja doch Recht: Götzendienst.
GUNDULA SCHMIDT-GRAUTE, Dresden
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