Uniformiert in die Schule

betr.: „Die Fünfte ist sich wieder grün“, taz vom 7. 3. 01

Endlich einmal ist es gelungen, den permanenten, zerstörerischen Wettbewerb zwischen Jugendlichen um die Demonstration von Reichtum und „Coolness“ wenigstens an einer Stelle zu beenden. Die Enführung von Schuluniformen wäre ein nützlicher nächster Schritt, so dass Lehrer nicht mehr einzeln für eine vernünftige „Kleiderpolitik“ kämpfen müssen. Nicht jeder hat schließlich das Glück wie Frau Brose, aufgeschlossenen Eltern gegenüber zu sitzen.

Es ist ein idiotisches Argument, Kinder könnten nur durch überteuerte Kleider ihre Individualität ausdrücken. Ich dachte immer, man wolle Jugendlichen beibringen, dass „innere Werte“ zählen. Und der Vorwurf, der Staat würde durch Schuluniformen die Individualfreiheiten nennenswert einschränken und damit autoritäre oder gar totalitäre Tendenzen aufweisen, ist einfach lächerlich. In Frankreich und England gibt es auch Schuluniformen, aber deswegen sind diese Länder natürlich keine Diktaturen, und französische und britische Kinder sind deshalb nicht in geringerem Maße Individuen als deutsche. In diesem Zusammenhang muss man auch Wilfried Breyvogel („Kleiderverbote schweißen die Rechten zusammen“) widersprechen, wenn er behauptet, dass es „enorm wichtig“ für Jugendliche sei, sich durch ihre Kleidung „autonom“ darzustellen. Sicher, Jugendliche wollen ihre Individualität ausdrücken, aber nicht unbedingt durch Kleider, wie sich in Sinstorf gezeigt hat. Und außerdem: Ist es etwa ein Ausdruck von Autonomie und Individualität, wenn alle Springerstiefel tragen oder versuchen, sich gegenseitig mit teuren Markenkleidern zu übertreffen? ALEXANDER PITT, Washington, USA

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