: Ein harmonisches Parteitags-Event
■ Ein junger, grüner Bremer zum Stuttgarter Parteitag, dem zweiten Parteitag seines Lebens: Ungut nur der Castorkompromiss
Florian Prübusch ist jung, 17 Jahre genauer gesagt, und wünscht sich große Antworten auf große Fragen. Was grüne Politik ausmache, beispielsweise. Am Montag, einen Tag nach dem zweiten Parteitags-Wochenende seines Lebens, ist er wieder zurück in Bremen, wo er zur Schule geht und als Landesschatzmeister die Geschäfte der Grünen Jugend regelt. Und hat, wie er selbst sagt, eigentlich keine Antwort darauf bekommen, „was wir wirklich wollen“.
Alles sei sehr harmonisch gewesen in Stuttgart, sagt er, „schön“ halt, inszeniert. Die überwältigende Wahl von Claudia Roth zur Parteivorsitzenden, standing ovations, gefeierte Minister – „das wollte man ja irgendwie haben“. Schließlich sei Wahlkampf in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, sagt Youngster Prübusch ganz abgeklärt. Und die Beschlüsse? Die Forderung, zum alten Asylrecht zurückzukehren, die Trennung von Ministeramt und Bundestagsmandat? Realistisch sei das nicht, meint der Delegierte, „aber irgendwie gehört es dazu“. So „ur-grüne Sachen“ eben.
Nur mit dem Formel-Kompromiss zum Thema Castor – demonstrieren gegen die Atomkraft Ja, gegen den Konsens Nein – ist Prübusch nicht einverstanden. „Ich möchte auch gegen den Castor demonstrieren“, sagt er. Eine Partei habe kein Recht, ihren Mitgliedern irgendwelche Vorschriften in dieser Angelegenheit zu machen. Ansonsten aber: das „große Zufrieden-Stellen-Wollen“, wie der 17-Jährige seine Parteitags-Impressionen zusammenfasst.
Und wie es sich so fügt, hat auch die ältere Bremer Grünen-Generation positive Gefühle mit heimgebracht. „Harmonie ist nicht immer nur schlecht“, so Landesvorstands-Sprecher Klaus Möhle. Auch wenn der Stil der Veranstaltung („event“) nicht der seine gewesen sei und er nicht jede Entscheidung für wirklich „klug“ hält – wie die zum doppelten Mandat –, ist Möhle doch mit einigem „ganz zufrieden“. Etwa mit dem Castor-Kompromiss. Es sei aber auch deutlich geworden, so Möhle, dass die Grünen sich in Stuttgart „ein Stück mehr“ angepasst hätten. hase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen