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Gemeinsam zuständig? Warum haben nicht beide Elternteile eine Doppelrolle?Auftrag: Erziehungsarbeit

betr.: „Angst vor dem Spielraum“, taz vom 7. 3. 01

Eigentlich ist „Erziehungsurlaub“ schon das falsche Wort! Als ob es Urlaub sei, sich um seine Kinder zu kümmern. Wahrscheinlich können viele bestätigen, dass es manchmal eine Erleichterung ist, dem Chaos morgens den Rücken zu kehren und zur Arbeit gehen zu dürfen.

Es kommt immer darauf an, wie viel man sich beteiligt an der täglichen Arbeit, die zu Hause mit Haushalt und Kindern anfällt. Auch der, der arbeiten geht, könnte sehr viel zum heimatlichen Wohlbefinden und zur Erziehung der Kinder beitragen. Leider sieht die Praxis anders aus, weshalb es ja auch den Begriff der „Doppelrolle“ der Mütter gibt: Es gilt für sie Beruf und Haushalt bzw. Kinder unter einen Hut zu bringen.

Warum haben nicht beide Elternteile eine Doppelrolle? Mein Lebenspartner und ich teilen uns die Erziehung beider Kinder, er arbeitet halbtags und ist damit sehr zufrieden, ich arbeite vollzeit – werde aber sicher langfristig auf 80 Prozent gehen, da mir die Zeit, die ich für die Kinder habe, zu wenig ist.

Resultat aus dieser Arbeitsteilung, die wir seit der Geburt des ersten Kindes in verschiedenen Konstellationen haben, ist, dass die Kinder einen sehr guten Draht zu ihrem Vater und so die Möglichkeit haben, zwei durchaus verschiedene Erziehungsstile kennen zu lernen. [...] ULRIKE ROSTAN, Esslingen

Alle Achtung vor den Vätern, die ihre Erziehungszeit nehmen und Kind und Haushalt versorgen. (Fast) alle Achtung vor der Kampagne des Familienministeriums, mehr Väter in die Kinderbetreuung einzubeziehen.

Doch Achtung vor isolierter Kleinfamilie? Wer sich darauf einlässt, muss nachher sehen, wie das hinzukriegen ist. Lebt eine Familie nicht isoliert, sondern in einem Clan, einer Gemeinschaft, einer Kommunität, gäbe es diese Problematik nicht. In einem Clan – und es gibt bereits viele solche – ist „allein erziehend“ oder „Erziehungszeit“ ein Fremdwort. Jedes Kind hat dort mehrere „Mütter und Väter“, was heißt, es ist reichlich Mütterlichkeit und Väterlichkeit vorhanden. Und die Kinder haben auch immer andere Kinder, mit denen sie tollen können samt dem geeigneten kindgemäßen Platz. [...] Solange die Kleinfamilie in ihrem Häuschen, das heißt in Schulden, im Grünen sitzt oder sich in Dreizimmerküchedielebad lebensvoll ausbreitet, ist mit „Erziehungszeit“ nichts zu retten. [...] MARTIN GOLDSTEIN, Meerbusch

Auch eure Unternehmensstruktur und eure ach so vielen erziehungsurlaubenden Väter machen leider nur deutlich, wie weit wir von einer wirklich gemeinsamen Zuständigkeit und Verantwortung für die Erziehung und Betreuung unserer Kinder entfernt sind. Der typische „erziehende Vater“ sieht doch so aus:

Er nimmt etwa ein halbes Jahr Erziehungsurlaub, beginnend zu dem Zeitpunkt, an dem das Kind sicher durchschläft, an das Gefüttertwerden mit dem Löffel einigermaßen gewöhnt ist, die ersten Zähne durch sind, die ersten fieberhaften Infekte überstanden sind (damit Erfahrungswerte vorliegen, „ab 38,5 gibst du ein Soundso-Zäpfchen“), des Weiteren sollte Frühling sein, damit das Zuhausesein auch Spaß macht. Beendet wird der Erziehungsurlaub spätestens zu Beginn des Trotzalters, zur Geburt eines weiteren Kindes oder wenn es aus anderen Gründen schwierig wird. Ach so und ganz, ganz wichtig: All dies natürlich nur, wenn die Karriere auch ja nicht gefährdet wird!

Und die Frauen? Fühlen die sich etwa auch nur für ein paar Monate zuständig? Bleiben die auch nur zu Hause, wenn ihre Karrieren nicht gefährdet sind?

Ein paar Monate dabei sein, heißt eben nicht wirklich dabei sein. Solange es nur darum geht, dass Väter „mitmachen“ und nicht „machen“ ist das alles nur nette Spielerei und eröffnet den Frauen nur bedingt neue Möglichkeiten. Firmen oder Institutionen, die von sich behaupten, ein Interesse an der gesellschaftlichen Entwicklung zu haben, müssten eigentlich nicht „Erziehungsurlaub gewähren“, sondern ihren Mitarbeitern einen „Erziehungsauftrag erteilen“. Das stammt nicht von mir, sondern von dem Menschen, bei dem ich meinen Erziehungsurlaub beantragt und zweimal verlängert habe. MICHAEL POSCH, zwei Kinder (2 Jahre 9 Monate, 9 Monate), im dritten von wahrscheinlich

vier Jahren Erziehungsarbeit, Fürstenau

Was soll denn der Quatsch: Väter zum Erziehungsurlaub drängen. Ihnen selbstredend die Möglichkeit verschaffen, wenn sie und ihre Partnerin es wünschen, finde ich richtig. Und daran scheint es ja weithin zu hapern.

Aber das Natürlichste ist doch letztlich, wenn die Frau das macht – schließlich hat sie im natürlichsten und besten Fall im ersten Lebensjahr die Stillerei zu erledigen. Und wenn natürlicherweise nach kurzer Zeit das zweite Kind kommt, geht’s gleich weiter ... Was ist denn so schlecht an dieser Natürlichkeit?

Ihr seid doch sonst auch auf der Seite der Natur (Umweltschutz, ökologische Landwirtschaft etc.)! ANNA MEYER, Hamburg

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