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Missbrauch ahnden

20.000 Kinder werden in Deutschland jährlich sexuell missbraucht. Konferenz zu sexueller Ausbeutung eröffnet

BERLIN epd ■ Etwa 200.000 Kinder und Jugendliche werden nach Schätzung des Bundesfamilienministeriums in Deutschland jährlich Opfer sexueller Ausbeutung. Die in der polizeilichen Kriminalstatistik ausgewiesenen knapp 20.000 Fälle seien „lediglich die Spitze des Eisbergs“, sagte Familienministerin Christine Bergmann (SPD) gestern zum Auftakt der nationalen Nachfolgekonferenz „Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern“ in Berlin. Kinderpornografie, -prostitution und -handel machten weder vor nationalen noch vor familiären Grenzen Halt, warnte Bergmann.

Zwar sei man seit der Stockholmer Konferenz im Jahr 1996 im Bereich der Gesetzgebung, bei der internationalen Zusammenarbeit, der konkreten polizeilichen Bekämpfung sowie der Aufklärung und Sorge für die Opfer vorangekommen. Doch jetzt sei es an der Zeit, eine Bilanz über noch bestehende Defizite in Deutschland zu ziehen.

Eine bessere internationale Zusammenarbeit ist nach Ansicht von Bergmann „dringend nötig“. Vor allem im Kampf gegen Kinderpornografie müssten gemeinsame Standards entwickelt werden. Christa Dammermann von der Kinderrechtsorganisation „Terre des hommes“ forderte die Ministerin auf, auf eine international einheitliche Schutzaltersgrenze von 18 Jahren für die Verfolgung von Kindesmissbrauch hinzuwirken. International uneinheitliche Gesetze, aber auch die Verlagerung der Kinderpornografie ins Internet machten es immer schwieriger, die Täter zu fassen und zu bestrafen.

Die Zahl der sexuellen Gewalttaten gegen Kinder wächst nach Angaben von Dammermann weiter. „Um diese Nachfrage zu bedienen, wird weltweit die Armut von Frauen und Kindern ausgenutzt, die in die Prostitution gedrängt werden“, sagte sie. Schätzungsweise würden jährlich zwei Millionen Kinder weltweit sexuell missbraucht.

Ursula Enders von der Kölner Initiative „Zartbitter“ beklagte, dass die Qualifikation von Fachkräften, die mit der Problematik insbesondere der kommerziellen Ausbeutung von Kindern umgehen müssten, in jüngster Zeit immer mehr abnehme. Häufig bezögen sie ihre Informationen lediglich aus den Medien.

An der zweitägigen Berliner Konferenz beteiligen sich 400 Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Polizei und Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Die Ergebnisse sollen in ein Aktionsprogramm gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern einfließen, den das Bundesfamilienministerium Ende des Jahres im japanischen Yokohama auf der zweiten Weltkonferenz vorstellen will.

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