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■ Hafenwirtschaft stellt Notwendigkeit von Tiefwasserhafen in Frage

Die Hafenwirtschaft wechselt den Kurs: Der Unternehmensverband Hafen Hamburg hat den Sinn eines Tiefwasserhafens an der deutschen Küste in einem gestern veröffentlichten Positionspapier angezweifelt. Es lasse sich gegenwärtig „nicht mit ausreichender Sicherheit sagen, ob in näherer Zukunft große Containerschiffe mit einer Kapazität von mehr als 10.000 Containereinheiten in Fahrt genommen werden“, stellt der Lobbyverband der Hafenunternehmen fest. Gerade die hatten in der Vergangenheit die Notwendigkeit eines solchen Millionenprojektes immer wieder betont und auf den Standort Cuxhaven gedrungen. Jetzt, wo sich abzeichnet, dass ein Tiefseehafen – wenn er denn kommt – gegen den Hamburger Willen wohl eher in Wilhelmshaven gebaut wird, schwenkt die Hafenwirtschaft der Stadt um und weiß plötzlich gar nicht mehr, ob man den Hafen wirklich braucht.

Zumindest wird vor einer übereilten Entscheidung gewarnt. „Da der Bau eines weiteren Containerhafens an der Küste öffentliche Investitionen in drei- bis vierstelliger Millionenhöhe erfordert, ist es unabdingbar, eine solche Investitionsentscheidung auf Grundlage gesicherter Erkenntnisse zu treffen“, teilt der Verband mit. Ein deutliches Signal in Richtung der niedersächsischen Landesregierung: Die will schon bald eine Entscheidung über Bau und Standort fällen. Bis Ende des Monats will die von den Küstenländern zu dem Thema eingesetzte Arbeitsgruppe Ergebnisse vorlegen. Hamburg hat wiederholt klar gemacht, dass sie den Wert der bisher vorliegenden Gutachten gering achtet. Vor allem die Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wird von Hamburg kritisiert. Berger hatte sich klar für Wilhelmshaven ausgesprochen.

Bislang hatten vor allem Natur- und LandschaftsschützerInnen in Zweifel gezogen, ob ein neuer Tiefseehafen wirklich nötig ist. Der Unternehmensverband teilt jetzt solche Bedenken mit der Begründung, dass sich nach heutigem Kenntnisstand die Tiefgänge der Schiffe kaum verändern, auch wenn sie länger und breiter werden. Zwar solle man die Planung des Projektes an der Küste weiter im Auge behalten, „doch parallel überprüfen, ob es zum Bau eines Tiefwasserhafens kostengünstige Alternativen gibt“. Peter Ahrens

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