„Das ist inkompetent und schizophren“

Der langjährige Trainer Harald Franke (52) wirft dem Union-Klub vor, nichts zu machen und interessierte Pferdebesitzer abzuschrecken: „Wenn wir Trainer so arbeiten würden wie die in der Spitze des Klubs, hätten wir keine Pferde mehr im Training, sondern nur noch Katzen und Mäuse im Stall“

taz: Wie ist die Stimmung unter den Trainern?

Harald Franke: Sehr gedrückt, nachdem wir gestern früh erfahren haben, dass vier Renntage gestrichen wurden. Es geht nur noch abwärts. Drei Wochen vor Saisonbeginn merken die vom Union-Klub, dass sie für die ersten drei Renntage keine Sponsoren haben! Das ist inkompetent und schizophren! Der Union-Klub hat sich verpflichtet, Rennen durchzuführen. Wenn er das nicht macht, ist das ein Grund, den Pachtvertrag zu kündigen.

Wieso bleibt der seit Jahren erhoffte Aufschwung aus?

Das liegt mit Sicherheit an abgesagten Renntagen. Die Besitzer geben ihre Pferde zwar auch wegen der optimalen Trainingsbedingungen nach Hoppegarten, aber sie wollen ihre Pferde doch auch hier laufen sehen. Wir geben uns die allergrößte Mühe, die Leute zu gewinnen, und dann lassen die Renntage ausfallen! Wenn wir Trainer so arbeiten würden wie in der Spitze des Union-Klubs, hätten wir keine Pferde mehr im Training. Dann hätten wir nur noch Katzen und Mäuse im Stall. Von ehemals über zwanzig Trainern sind wir jetzt auf acht runtergewirtschaftet.

Was hält Sie bei der Stange?

Die Trainingsbedingungen. Solche wie in Hoppegarten gibt es für Galopprennpferde in Deutschland sonst nicht und wird es auch nicht mehr geben, weil es solche Flächen nicht gibt.

Trotzdem geht es nur bergab.

Weil der Union-Klub nichts macht. Ich habe neulich mit einem Besitzer gesprochen, der in der Verwaltung anrief und nach der Telefonnummer eines Trainers fragte. Wissen Sie, was er für eine Antwort bekam?

Na?

„Wir sind doch hier kein Auskunftsbüro.“ Und diese Frau ist zuständig für das Marketing! Vom Union-Klub lässt sich hier sowieso niemand blicken. Nur wenn Pferde als Starter fehlen, sind wir plötzlich gut genug. Oder wenn irgendwelche Kosten erhöht werden. Es kann doch nicht sein, dass wir nach der Wende einige Jahre den Hoppegartener Rennverein und kein einziges Jahr rote Zahlen hatten und der Union-Klub nach anderthalb Jahren Pachtvertrag nicht in der Lage ist, Rennen durchzuführen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn die Treuhand ab und an Elefantenrennen oder Drachenfeste veranstaltet. Aber das hätte sich der Union-Klub einfallen lassen müssen.

Dabei war es der Union-Klub, der die Anlage im vergangenen Jahrhundert zum Schauplatz der wichtigsten deutschen, europäischen und internationalen Rennen machte.

Der Union-Klub alter Prägung hat sich Hoppegarten mit seinen Anlagen geleistet. Die trafen sich im Adlon, zückten das Scheckheft und glichen das Minus aus. Aber das waren die alten Zeiten. Nun muss man sich was Neues einfallen lassen. Aber die Leute jetzt sind einfallslos. INTERVIEW:
B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA