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Nicht ohne mein Rad

Lässt die Bahn AG die Radfahrer im Regen stehen? In Zukunft soll es weniger Fernverkehrszüge für die Fahrradmitnahme geben, da moderne Züge keine speziellen Abteile haben. ADFC kündigt breiten Widerstand an

Wilhelm Hörmann, Verkehrsreferent beim ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), is not amused: „Das lassen wir uns nicht gefallen. Sollte die Bahn die Fahrradmitnahme im Fernverkehr drastisch einschränken, werden wir uns massiv wehren.“ Laut ADFC wären mehr als 600.000 Kunden betroffen, würde die Bahn AG ihr Vorhaben durchsetzen. Bis Ende 2000 wurden schon 50 InterRegios gestrichen. Der ADFC startete daraufhin eine Protestaktion. Mittels vorbereiteter Postkarte konnte man direkt bei der Bahn seinem Unmut Luft machen.

Hörmann bleibt dennoch skeptisch. Ein Auftritt des DB-Marketingleiters für Produktentwicklung und Service, Martin Brandenbusch, könnte ihm da Recht geben. Bei einer Anhörung des Bundesverkehrsministeriums im Januar (siehe auch Artikel oben) erklärte der Vertreter der Bahn AG: „Es ist absehbar, dass das Angebot sich verschlechtert. Denn es muss sich ja rechnen. In Hochgeschwindigkeitszügen haben wir keine Vorrichtungen für die Radmitnahme. Auch wolle die Bahn prüfen, ob das Einsteigen von Fahrradfahrern zu Verzögerungen führen könnte.

Beschwichtigende Worte kommen dagegen von Birgit Röher, stellvertretende Sprecherin Kommunikation Personenverkehr bei der DB. Sie sieht die Symbiose zwischen Bahn und Bike nicht gefährdet: „Die Bahn bietet gegenwärtig in 580 Zügen die Möglichkeit, Fahrräder mitzunehmen. Obwohl zum Fahrplanwechsel am 10. Juni 2001 einige Fernverkehrszüge mit Fahrradmitnahme entfallen, wird es dennoch zahlreiche Züge geben, in denen die Mitnahme von Fahrrädern möglich bleibt.“

530 Fernverkehrszüge sollen übrig bleiben – pro Tag. Zum Beispiel von Berlin aus nach Paris, Amsterdam, Stralsund, Kiel, Dagebüll, Oberstdorf und Chemnitz. Die Planungen für den nächsten Fahrplan seien aber noch im Gange, ergänzt Röher. „Es können sich noch einige Veränderungen im Detail ergeben.“

Welche das sind, bleibt abzuwarten. Weniger komfortable Züge mit Fahrradplätzen sollen auf einigen Strecken durch moderne ICE-Ts ersetzt werden. Beispielsweise zwischen Berlin und Hamburg oder zwischen Nürnberg und Dresden. Für den Nachtreiseverkehr verspricht Röher sogar Besserung. „Die Bahn plant zum Fahrplanwechsel neue Verbindungen mit Fahrradmitnahme. Zusätzlich werden verschiedene Nachtreisezüge wie etwa München–Amsterdam oder Berlin–Paris mit neuen Fahrradabteilen ausgerüstet.“

Die Bedenken des ADFC hinsichtlich der Fahrradmitnahme in Fernverkehrszügen teilt die Bahn nicht. Sie erklärt, auf Kooperation zu setzen. Röher: „Die Deutsche Bahn arbeitet in Sachen Fahrrad eng mit dem ADFC zusammen.“ DORIS FRIEDRICHS

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