: wiktor pelewins blick ins all
„Unsere eigene kleine Vertretung dort oben“
„Was nun, fliegen wir zum Mond?“ Ich nickte und mein Blick fiel auf eine kleine Kolumne „Nachrichten aus dem Orbit“ . . . 28 Tage . . . in großen Buchstaben. Ich hatte sofort begriffen und schloss meine Augen: Ja, es war also wahr, vielleicht waren die Höhlen, in denen wir unser Leben fristeten, dunkel und verdreckt, vielleicht passten wir auch zu diesen Höhlen. Aber im blauen Himmel über unseren Köpfen, oben zwischen den fein gestreuten Sternen, dort gab es besondere, künstliche Punkte glühenden Lichtes . . ., Punkte, die hier im Land der Sowjets entstanden waren, inmitten der Kotze, leerer Buddeln und abgestandenen Tabakgestanks, Punkte, hier gebaut aus Stahl, Halbleitern und Elektrizität, die nun durch das All sausten. Und jeder von uns, selbst der blaugesichtige Alkoholiker, an dem wir vorbeiliefen und der wie ein Kröte in der Schneewehe kauerte [. . .], wir alle hatten unsere eigene kleine Vertretung dort oben in dem reinen kalten Blau. Ich rannte hinaus und stand eine Ewigkeit da und schluckte meine Tränen herunter, während ich in den bläulichgelben, unwahrscheinlich nahen Mond am glasklaren Winterhimmel starrte.
Aus dem Roman „Omon Ra“ von Wiktor Pelewin (Übersetzung: KHD).
Wiktor Pelewin, 1962 in Moskau geboren, hat bisher fünf Romane und rund 50 Erzählungen veröffentlicht. Er gilt als Kultautor. Fünf Bücher gibt es auf deutsch, darunter „Omon Ra“ unter dem Titel „Omon hinterm Mond“ (Leipzig 1994)
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