: Radcke tanzt zurück
GAL-Vorstandssprecherin räumt Fehler bei Buchveröffentlichung ein und entschuldigt sich bei den Hamburger Grünen ■ Von Sven-Michael Veit
Antje Radcke leitet den Rückzug ein. „Die Vorabveröffentlichung meines Buches war ein Fehler. Ich habe das falsch eingeschätzt“, erklärte die Vorstandssprecherin der GAL gestern gegenüber der taz hamburg. Dadurch sei „der Eindruck entstanden, ich hätte eine Abrechnung geschrieben“.
Das habe sie nicht beabsichtigt, so Radcke, deshalb „entschuldige ich mich bei den Parteimitgliedern, die darüber sauer sind.“ Zugleich kündigte die 41-Jährige vom linken Parteiflügel an, „alle Promotion-Termine für das Buch in Hamburg zu canceln“. Das werde sie heute Abend vor dem Landesausschuss der GAL erklären, der sich mit dem Konflikt befassen will. Für einen Rücktritt sieht Radcke jedoch „keinen Anlass“.
Die Vorabveröffentlichung kurzer Auszüge aus ihrem Buch „Das Ideal und die Macht. Das Dilemma der Grünen“ über ihre Zeit als Vorstandssprecherin der Bundes-Grünen hat in der GAL für Aufregung gesorgt (taz berichtete mehrfach). Hinter den Kulissen wurden in diversen flügelübergreifenden Gesprächen wie auch auf gesonderten Treffen der Linken und der Realos zum Teil hitzige Debatten geführt. Das Gesamtwerk hat allerdings bislang nur eine Handvoll Menschen gelesen, die ein Vorabexemplar erhielten; die Auslieferung ist für die nächsten Tage vorgesehen.
Zwei GAL-Kreisverbände und Radckes Co-Sprecher Kurt Edler vom Realo-Flügel legten ihr gleichwohl den Rücktritt nahe, ohne dieses Wort in den Mund zu nehmen. Vor der Sitzung des Landesausschuss will Edler jedoch „keinen weiteren Kommentar“ abgeben: „Jetzt haben die zuständigen Parteigremien das Wort.“
So sehen das auch die VorstandssprecherInnen mehrerer GAL-Kreise. Er habe „Erklärungsbedarf“, sagt der Harburger Dieter Carmesin. Seine Haltung hänge davon ab, „wie Antje mit der Sache umgeht“. Sie müsse „selbst entscheiden, ob und wie es weitergehen soll“, findet Daniel Eiduzzis (Altona). Für ihn sei fraglich, „wie Antje das mit ihrem Amt vereinbaren will“. Auch die Wandsbeker Kreischefin und Landesvorständlerin Astrid Boberg will sich „erst nach dem Gespräch mit Antje eine abschließende Meinung bilden“. Auf ein „konstruktives Ergebnis“ hofft auch die linke Fraktionschefin Antje Möller, „damit wir gemeinsam die politische Arbeit für Hamburg wiederaufnehmen können“.
Radcke will sich heute Abend „allen Fragen stellen und erklären, warum ich dieses Buch geschrieben habe und warum ich in Hamburg weiterhin alternative Politik machen will“. Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Edler und dem Landesvorstand sei ungeschmälert: „Wir müssen jetzt gemeinsam erklären, wie wir uns den Wahlkampf vorstellen.“
Denn am Sonntag soll eine Landesmitgliederversammlung, so der seit langem festgelegte Zeitplan, das Programm für die Bürgerschaftswahl im September verabschieden. Dessen Entwurf stammt immerhin nicht aus nur einer Feder: Die gemeinsamen AutorInnen sind Antje Radcke und Kurt Edler.
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