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Betr.: „Saure Medien Gurke“, taz hamburg vom 10./11.03.01
Wiederholungstäter
Die Kritik am Alstertal-Magazin ist gerechtfertigt. Das Niveau und die Art der Berichterstattung über einen Obdachlosen mit den Titeln „Schwein, Penner“ und auch die Form der Fragestellungen, z.B. „Kann man Landstreicher nicht vorsorglich in Verwahrung nehmen oder potenzielle Obdachlose in Heime einweisen“, lässt tief bli-cken. Jedenfalls hat es mit der laut Chefredakteurin Gaby Hoffmann beteuerten links-liberalen Position des Blattes nichts zu tun, sondern eher mit Hau drauf -Schließ weg- Forderungen. Aber Obdachlosigkeit ist kein Verbrechen, sondern ein schwerer Schicksalsschlag. Hilfsangebote für über tausend Obdachlose in Hamburg , wie z.B. bei Hinz und Kunzt, werden ignoriert oder zunichte gemacht. Beim Alstertal-Magazin kann man auch von Wiederholungstätern sprechen. Am 24. Mai 1997 gab es im Alstertal-Magazin den Aufmacher: „Tatort Schule Redder – Messerstecherei auf dem Schulhof“. Es wurde auf der Titelseite ein überdimensioniertes Springmesser abgebildet und die Schulleitung der Schule in Sasel bezichtigt, weggeguckt zu haben, als ein Schüler einem anderen ein Messer in den Rücken rammte.
Der Herausgeber des Alstertal-Magazins Wolfgang E. Buss verallgemeinerte in seinem üblichen Selbstdarstellungskommentar den Vorfall und sprach von Bloß-nicht drum-kümmern-Pädagogik. Wenig später wurde das Blatt dazu verdonnert eine Gegendarstellung zu drucken, weil die Fakten nicht stimmten. Unter anderem war das abgebildete Springmesser nicht die Tatwaffe, sondern ein sog. Kapselheber (3 cm lang).
Die Art und Aufmachung der Berichterstattung ähneln sich in den beiden Fällen. Die journalistische Sorgfaltspflicht wurde auf das gröbste verletzt. Bezüglich der Zusammenarbeit mit dem Alstertal-Magazin werde ich meine Konsequenzen ziehen.
Wolf-Dieter Rösler
GAL-Fraktionsvorsitzender im Bezirk Wandsbek
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