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Sondermodelle: Die 387 Häuser des Peter Fritz

Sie sehen überzeugend wirklichkeitsgetreu aus, die 387 Modellhäuser des Peter Fritz. Trotzdem, hier geht es nicht um Maßstab 1:30 oder 1:100, hier geht es um eine Manie, um Fantasie, vielleicht sogar um eine Utopie. Schließlich folgt keines der Modelle – handle es sich um Einfamilienhäuser, Villen oder Bauernhöfe, um Schulen, Amts- und Bürogebäude, Kaufhäuser, Kirchen, Schwimmbäder oder Bahnhöfe – einem realen Vorbild.

Um das zu erkennen, brauchte man nicht zu wissen, wer der geheimnisvolle Architekt war, dessen in Müllsäcken verpacktes Lebenswerk der Künstler Oliver Croy in einem Wiener Trödelladen entdeckte. Denn schaut man sich zum Beispiel das Mehrfamilienhaus Nr. 6 an, wird sofort deutlich, dass es zwar als dreigeschossiger Baukörper mit angefügter Garage so durchaus existieren könnte, freilich nicht mit diesen wunderhübschen, riesigen Blütenzeichnungen an der Wand. Die stammen von der Tapete, mit deren Hilfe Peter Fritz seine Durchschnittsarchitektur recht geschmackvoll zur Sonderanfertigung machte.

„Knapp daneben“ könnte das Entwurfsprinzip des Wiener Versicherungsangestellten geheißen haben, als dessen Nachlass sich die 387 Modellbauten samt 2.000 Diapositiven herausstellten.Genau getroffen ist freilich das Resultat, denn Peter Fritz war zwar ein Bastler, aber „nicht alle Bastler sind harmlos“ (Walter Grasskamp).   wbg

Oliver Croy/Oliver Elser: „Sondermodelle. Die 387 Häuser des Peter Fritz“. Hatje Cantz Verlag, Stuttgart 2001, 480 Seiten, 48 Mark

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