Schrempfs Oldtimer schöpfen etwas Luft

Mit 96:88 gewinnen Detlef Schrempfs Portland TrailBlazers in der Basketball-Liga NBA das Duell der Deutschen gegen die Dallas Mavericks von Dirk Nowitzki und stoppen ihren Absturz. Der Titel wird ihnen trotzdem kaum noch zugetraut

BERLIN taz ■ Es war nicht der Abend des Detlef Schrempf, aber immerhin der seines Basketball-Teams. Und das dürfte dem 38-jährigen Veteranen der veteranenreichen Portland TrailBlazers im Moment durchaus lieber sein. In einem Duell, das schon der Vergangenheit anzugehören schien, gewann der frühere deutsche NBA-Star am Mittwoch mit seiner Mannschaft gegen den aktuellen deutschen NBA-Star Dirk Nowitzki bei dessen Dallas Mavericks mit 96:88. Nach einem ganzen Sack voll Niederlagen in den letzten beiden Wochen eine wohltuende Abwechslung für die Blazers des Detlef Schrempf, auch wenn dieser nur drei Minuten im ersten Viertel auf dem Feld stand und in der Statistik lediglich mit drei Fouls und einem technischen obendrein auftauchte. Es war aber auch nicht der Abend des 22-jährigen Nowitzki, der 13 Rebounds holte, aber mit 15 Punkten deutlich unter seinem Schnitt von 21,9 blieb.

Zwar bewahrte der Sieg Portland davor, in der Western Conference hinter Dallas auf Rang sechs zurückzufallen, dennoch wird das Team aus Oregon knapp vier Wochen vor den Playoffs kaum noch genannt, wenn es um die Favoriten für die Meisterschaft geht. Das liegt nicht nur daran, dass die Blazers zuletzt sogar zweimal gegen die Vancouver Grizzlies verloren, sondern vor allem an einer Strategie, mit der in der Vergangenheit schon Utah und Houston scheiterten: eine geradezu panische Erhöhung des Altersdurchschnitts, in der Hoffnung, dass ein Konglomerat erfahrener Stars wie Arvidas Sabonis, Scottie Pippen, Steve Smith, Dale Davis, Shawn Kemp oder Detlef Schrempf es schon richten wird.

Zuletzt war es die Verpflichtung von Rod Strickland, die für Kopfschütteln sorgte. Der als Reserve-Spielmacher geholte 34-Jährige mit dem ausgeprägten Ego gilt als Dynamit für jedes Team, in Washington war er zuletzt ein derartiger Fremdkörper, dass Teambesitzer Michael Jordan heilfroh war, den Vertrag gegen eine satte Abfindung auflösen zu können. Bisher spielt Strickland bei den Blazers solide und gibt sich lammfromm, der Härtetest für Coach Mike Dunleavy dürfte aber in den Playoffs folgen, wenn es um die Einsatzzeiten des kapriziösen Stamm-Spielmachers Damon Stoudamire geht. Schwer vorstellbar, dass sich Strickland auf Dauer mit dem Backup-Job zufrieden gibt. Hinzu kommen die Dauerprobleme mit Topscorer Rasheed Wallace, der mehr daran interessiert scheint, seinen eigenen Saisonrekord für technische Fouls und Disqualifikationen zu brechen, als dem Team zum Sieg zu verhelfen. „Darum hätte man sich schon vor langer Zeit kümmern müssen, jetzt ist es zu spät“, moniert Schrempf.

Da auch Titelverteidiger Los Angeles Lakers reichlich verliert, zuletzt mit 106:108 bei den Atlanta Hawks, wo der Kroate Toni Kukoc (27 Punkte) derzeit förmlich aufblüht, und die furiosen Sacramento Kings mit Chris Webber immer noch viel zu viele gegnerische Punkte zulassen, kristallisiert sich langsam ein absoluter Favorit heraus. Die San Antonio Spurs scheinen mit Derek Anderson die ideale Ergänzung zum Duo Tim Duncan/David Robinson gefunden zu haben und landeten am Montag mit dem 98:85 gegen Portland den zehnten Sieg im elften Match. Auch bei ihrem Titelgewinn vor zwei Jahren hatten sie im letzten Saisondrittel aufgedreht, um dann in den Playoffs kaum noch zu verlieren. Besonders bemerkenswert, dass die Spurs allen starken Teams des Westens zuletzt in deren Halle geschlagen haben: „Du musst auswärts gewinnen, um in den Playoffs erfolgreich zu sein“, weiß Tim Duncan.

Nur ein Sieg trennt San Antonio vom immer noch besten Team der NBA, den Philadelphia 76ers. Diese müssen gerade erfahren, wie abhängig sie nach dem Trade, der Center Dikembe Mutombo zu den Sixers brachte, von ihrem Star Allen Iverson sind, dem einzigen verbliebenen Scorer. Im vierten Match ohne den verletzten Iverson kassierten sie mit dem 77:88 bei den Los Angeles Clippers die dritte Niederlage und gaben der Theorie Nahrung, dass auch diese Saison der Champion nur aus dem Westen kommen kann. Noch mehr deutet darauf hin, dass es nicht Detlef Schrempf und seine Portland TrailBlazers sein werden.

MATTI LIESKE