: Es ist geil, politisch aktiv zu sein
Auf dem ersten Jugendforum konnten 150 Jugendliche am Wochenende ihre Forderungen an die Politik stellen
Forderungen wie diese sind ausgesprochen populär: „Wir wollen nicht nur angehört werden, sondern richtig mitbestimmen“, ruft Max und erntet damit großen Applaus – auch beim Jugendstaatssekretär Frank Ebel (SPD). Gemeint war in erster Linie das neue Schulgesetz, aber ob diese Forderung tatsächlich umgesetzt werden kann, hinge ja nun leider nicht an ihm, gab Ebel zu bedenken. Jedenfalls „liegt sie voll auf unserer Linie“.
Stimmungsbilder vom ersten Berliner Jugendforum, das am Samstag als Auftaktveranstaltung des Aktionsprogramms „respect – für Demokratie und Toleranz“ diente. Insgesamt 150 Jugendliche füllten die Räume des Martin-Gropius-Baus auf Kosten der Schulverwaltung. Das Programm soll auch – aber eben nicht nur – dem Kampf gegen Rechtsradikalismus dienen. Tatsächlich ist der Anspruch viel breiter: „Es sollen demokratische Werte vermittelt werden – und ist ja auch Antirassismusarbeit“, erklärt Gabi Naundorf vom Mitveranstalter Wannseeforum e.V. Dabei war es Zweck der Veranstaltung, bereits vorhandenes Potenzial weiter auszubauen, denn die meisten der anwesenden Jugendlichen engagieren sich bereits in Jugendprojekten. „Hier sollen sich aktive Leute treffen und austauschen“, betont der 22-jährige Sebastian Sooth, Mitorganisator des Jugendforums.
In Anlehnung an die Ausstellung „Sieben Hügel“ wurden sieben Themen in kleineren Gruppen unter anderem zu Mitbestimmung, Liebe oder Berlin/Deutschland/Europa zur Diskussion gestellt. Dabei entstanden dann auch Forderungen, die zwar ebenso populär sind wie das Recht auf Mitbestimmung, aber weniger durchsetzungsfähig: Der Hügel „Natur“ sprach sich für ein hartes Durchgreifen gegen Schmutzfinken aus: Gemeinnützige Arbeit für Hundebesitzer, die den Haufen von Dackel Waldi nicht wegräumen, propagierte etwa eine Schülerin aus Kreuzberg. Beim 23-jährigen Jason Krüger verursachen solch konservative Forderungen allerdings Kopfschmerzen. „So was bestätigt doch genau das Klischee des unpolitischen Jugendlichen, das immer durch die Medien geistert.“ Und das aber seiner Meinung nach gar nicht stimmt, „sonst gäbe es doch gar nicht die vielen guten Jugendprojekte.“ Wie es dann dazu kam, dass trotzdem so politische Themen wie Castor-Transporte oder die Debatte um den Nationalstolz auf der Veranstaltung diskutiert wurden, kann er sich auch nicht erklären. Vielleicht nur so: „Die Jugendlichen sind politisch. Sie wissen es nur nicht.“ CORINNA BUDRAS
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