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Das Grunzen der Tuba

■ Beim Konzert des Philharmonischen Orchesters lernen Kids Nützliches: viele heimtückische Streiche von Max & Moritz

Der neue Intendant der Berliner Philharmonie, Franz Xaver Ohnesorg, hat als einen wichtigen Punkt seines Konzeptes das „große Feld der education“ genannt, das „mehr beinhaltet als nur Jugend- und Erziehungsangebote“. Genau das wird in Bremen schon ziemlich lange praktiziert, genauer: seit Ilona Schmiel als Geschäftsführerin der Glocke etwas mehr will, als lukrative Vermietungen zu erreichen. Schmiel findet es wichtig, dass das Konzerthaus mit „der besten Akustik der Welt“, wie Cecilia Bartoli sagte, allen BürgerInnen gehört als ein Ort der Kommunikation. Und damit später keine Schwellenängste kommen, fängt das bei den Kleinsten an. Seit drei Jahren gibt es die sogenannten „Familienkonzerte“, in denen ganz Unterschiedliches geboten wird.

Was, das hängt von denen ab, die die einzelnen Konzerte verantworten. Das ist die Deutsche Kammerphilharmonie mit ihrer nun schon traditionellen „Musikalischen Schnitzeljagd“ für Kinder ab 5, das ist das Internationale Jugendsinfonieorchester, die Bremer Hochschule für Musik, eingekaufte Produktionen aus anderen Städten und nicht zuletzt das Philharmonische Staatsorchester, das in dieser Spielzeit gleich zwei Konzerte anbietet (es geht ja auch um deren Konzertnachwuchs). Im November gab es für Kinder ab vier eine „Orchesterolympiade“, bei der die Kinder erfahren durften, wer am längsten, am lautesten, am höchsten spielt. Und für's Kennenlernen von Instrumenten taugen auch Geschichten gut.

Das letzte gut besuchte Konzert bot zwei musikalische Märchen im Stil von Prokofieffs berühmtem „Peter und der Wolf“. Der Schauspieler Hans Jürgen Schatz erzählte als deutsche Erstaufführung Douglas V. Browns Geschichte vom Schwein, das singen konnte und deswegen dem Schlachthof entkam. Das singende Schwein: die Tuba, so etwas ist ein glänzender Instrumentalunterricht. Ansonsten: eine einfallsreiche, treffende und gekonnte Musik, geleitet von Michael Klubertanz.

Auch „Max und Moritz“ kam bestens an, nicht nur, weil Schatz da auch singen musste, was ziemlich komisch war. Die Musik von Ghisbert Näher markierte ironisch und klangprächtig die fürchterlichen Streiche der beiden fürchterlichen Jungen. Es wird einem ja bei der Pädagogik Wilhelm Buschs wieder einmal so richtig gruselig zumute, aber die Kinder selbst sind da meist anderer Meinung. Ute Schalz-Laurenze

Nächste Termine: 29.3. bis 31.3. jeweils von 11 bis 13.30: „Bühne frei für Kids – Osterferien in der Glocke“ mit dem Philharmonischen Orchester.

28.4. 11 Uhr und 15 Uhr: „Musikalische Schnitzeljagd“ mit der Kammerphilharmonie

20.5. um 11 Uhr „Eine musikalische Gallensteinoperation“ mit dem Theater Kontra-Punkt aus Düsseldorf.

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