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Weiße Farmer sollen Mugabe retten

Freunde des Präsidenten von Simbabwe versuchen, den weißen Farmerverband CFU zur Hinnahme der gewaltsamen Landbesetzungen zu bewegen und auf Regierungslinie zu bringen – Teil einer Kampagne gegen jegliche Opposition

Der weiße Tabakfarmer Bredenkamp istder wichtigste Rüstungsbeschaffer von Simbabwes Regierung

von DOMINIC JOHNSON

„Ich bin nur als Bauer hier“, sagte John Bredenkamp und zog an einer dicken Zigarre. Die Anwesenheit einer der kontroversesten Geschäftsleute Afrikas auf dem Sonderkongress der simbabwischen Farmerverbandes CFU (Commercial Farmers’ Union) vor einer Woche war kein Zufall: Der Waffenhändler Bredenkamp und der ehemalige CFU-Präsident Nick Swanepoel wollten den mächtigsten Wirtschaftsverband der simbabwischen Weißen auf Regierungslinie bringen. Der Konflikt zwischen Mugabes Regierung und Simbabwes weißen Farmern, der das Land in eine schwere Wirtschaftskrise getrieben hat, sollte entschärft werden, indem der derzeitige CFU-Führer Tim Henwood zurücktritt und einer neuen Führung Platz macht, die die seit einem Jahr von der Regierung orchestrierten gewaltsamen Landbesetzungen in Simbabwe akzeptiert.

„Dialog“ nannte dies Swanepoel, und eine Art Sieg errang er: Im Gegenzug für den Verzicht auf Henwoods Rücktritt wurde er zum Vermittler zwischen CFU und Regierung ernannt. Er soll nun die Regierung dazu bewegen, den Anfang März von ihr einseitig abgebrochenen Kontakt zum Farmerverband wiederherzustellen. Als Starthilfe erstellten die 650 Farmer auf dem CFU-Treffen ein Strategiepapier „Farming into the Future“, das sich damit beschäftigt, wie der Wohlstand der weißen Großfarmer Simbabwes zur Modernisierung der schwarzen Kleinbauern genutzt werden kann. „Wir akzeptieren, dass wir mehr tun müssen, um die Krise auf dem Land zu beenden“, sagte CFU-Sprecher Malcolm Vowles.

Seit dem Beginn der organisierten Landbesetzungen durch so genannte Kriegsveteranen vor einem Jahr sind über ein Drittel der etwa 4.500 kommmerziellen Agrarbetriebe des Landes besetzt und damit der organisierten wirtschaftlichen Nutzung entzogen worden. Seit August 2000 läuft eine „beschleunigte Landreform“, die zur entschädigungslosen Enteignung von 3.270 weißen Farmbetrieben mit insgesamt fünf Millionen Hektar – von insgesamt 25 Millionen vor 20 Jahren und knapp 18 Millionen vor Beginn der gegenwärtigen Krise – und der Ansiedlung von 50.000 Familien führen soll.

Diese Landreform nützt in der Praxis nicht Simbabwes Landlosen und Farmarbeitern, sondern treuen Anhängern von Mugabes Regierunsgpartei Zanu-PF. Sie hat zur Vertreibung zehntausender mittelloser Farmarbeiter geführt. Das Oberste Gericht Simbabwes hat sie für illegal erklärt, was die Regierung ignoriert. Sie weigert sich auch, darüber mit der CFU zu reden. Im Gegenzug haben die Farmer Klage eingereicht. Die Initiative von Bredenkamp und Swanepoel zielt darauf, den CFU dazu zu bringen, diese Klagen zurückzuziehen, die „beschleunigte Landreform“ zu akzeptieren und sofort 20.000 Kleinbauern auf enteignetem Land anzusiedeln und zu unterstützen. Dies wäre weniger ein Schritt zur Beendigung der Krise als einer zur Gleichschaltung des ökonomisch mächtigsten Gegners von Mugabe. Denn die Landbesetzungen in Simbabwe sind nur der äußerlich sichtbarste Teil einer systematischen Kampagne des Mugabe-Regimes im Vorfeld der für April 2002 geplanten Präsidentschaftswahl, jegliche Opposition auszuschalten.

Eine organisierte Gewaltkampagne, die von Milizenangriffen auf Regimegegner über die Pensionierung widerspenstiger Richter bis zu Bombenanschlägen gegen unabhängige Medien reicht, soll alle potenziellen Gegner Mugabes zum Schweigen bringen. Die Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel), die im vergangenen Juni beinahe die Parlamentswahlen gewonnen hätte und sich nächstes Jahr gute Siegeschancen ausrechnet, wird mit Gerichtsverfahren überzogen.

Bredenkamp und Swanepoel sind genau die richtigen Figuren, um in dieser Situation Unruhe unter den Farmern zu stiften. Swanepoel ist ein Freund von Chenjerai Hitler Hunzvi, dem Führer des Kriegsveteranenverbandes.

Der Tabakfarmer Bredenkamp ist der wichtigste Rüstungsbeschaffer von Simbabwes Regierung – eine Funktion, die er in den 70er-Jahren bereits für das weiße Siedlerregime des damaligen Rhodesien ausgeübt haben soll und für die er damals das Exportmonopol für den Tabak des Landes erhielt. Nach der Unabhängigkeit 1980 blieb er der neuen Elite um Robert Mugabe eng verbunden, und seine Firma Casalee wurde der größte Tabakhandelskonzern der Welt außerhalb der USA. 1993 verkaufte Bredenkamp Casalee und gründete die Dienstleistungsgesellschaft Breco Services, mit der er zum Hauptlieferanten für Simbabwes Armee bei ihrem seit 1998 währenden Krieg in der Demokratischen Republik Kongo aufstieg. Im Gegenzug soll Bredenkamp eine von simbabwischen Truppen geschützte Minenkonzession in Kongos Südprovinz Katanga erhalten haben.

Offiziell machte sich der CFU die Vorschläge Bredenkamps und Swanepoels nicht zu Eigen, aber seine neue Dialogbereitschaft wird in Simbabwe als Nachgeben gegenüber der Regierung interpretiert. Die ist unbeeindruckt. Am Montag veröffentlichte sie zwei Gesetzesvorlagen, die den 26.000 Weißen mit britischem Pass in Simbabwe die simbabwische Staatsbürgerschaft entziehen und ausländische Spenden für simbabwische Parteien verbieten soll. Letzteres soll die MDC in den Bankrott treiben, die ohnehin, anders als die regierende Zanu-PF, die ihr nach dem Gesetz zustehende staatliche Parteienfinanzierung nicht ausgezahlt bekommt.

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