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Das große Tauschen

■ Drei Worte versetzen Bremer Kaufleute in Angst : „Der Euro kommt“

So viel Geld ist selten auf Deutschlands Straßen unterwegs. Im Dezember werden unzählige Laster, beladen mit Tonnen von Münzen und Scheinen, durchs Land rollen, damit alle Banken am 1. Januar 2002 mit ausreichend Euros versorgt sind. Dann nämlich ist die D-Mark ein für alle Mal gültiges Zahlungsmittel gewesen.

Unter dem Titel „Der Euro kommt – was Unternehmen tun müssen“ wollten die Sparkasse Bremen, das Euro-Info-Center Bremen und die Handelskammer am Dienstag aufklären, was zu tun ist, bis das neue Geld kommt. „Der Euro ist schon lange da“, verkündete Ralf Krause von der Sparkasse. „Was jetzt noch kommt, sind schwere Peanuts.“ Für die Bremer EinzelhändlerInnen und UnternehmerInnen sind die Umstellungen wohl eher schwer als Peanuts. Die ganze Buchhaltung, Formulare, Bilanzen, bis hin zu den Preisschildern müssen angepasst werden. Und so stiftete die Veranstaltung mehr Unsicherheit als Aufklärung.

Als Stichworte wie Sub-Frontloading-Verträge und Starter-Kits fielen, ging ein dumpfes Murmeln und Stirnrunzeln durch die Zuhörerreihen. Die wirklich wichtigen Dinge, zum Beispiel ob Aldi-VerkäuferInnen ihren mit D-Mark bezahlenden Kunden Euros rausgeben können oder sogar sollen, ob man dann zwei Kassen, eine für Euro und eine für D-Mark einrichten solle, und was denn geschehe, wenn sich ein Kunde falsch angestellt hat – dies alles konnte nicht geklärt werden. Da müssten die Einzelhändler sich selbst etwas einfallen lassen, erklärte Rudolf Raute, Berater beim Euro-Info-Center.

Der normale, arbeitende Bürger wird die Umstellung immerhin etwas schonender erleben. Zwar muss auch er vor den Banken mit Sparstrumpf und Zuckerdose Schlange stehen, aber immerhin darf „altes Geld“ unbefristet, das heißt, auch noch ein halbes Jahr später umgetauscht werden. Außerdem werden schon vorab an die Haushalte Euro-Münzmischungen im Wert von 20 Mark ausgegeben, die so genannten Starter-Kits. Damit sich die Bürger schon mal an das neue Bare gewöhnen können. Gründlich Verwirrung stiften im Supermarkt dürfen sie mit ihren Euros und Markstücken aber erst am 1. Januar 2002. spo

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