: Auch Stunden sind schon ein Sieg
Castor-Gegner ziehen eine erste Zwischenbilanz. Autonome Flaschenwerfer „schaden der Sache“
HANNOVER taz ■ Während der Zug mit den sechs Castoren gestern noch 25 Kilometer Schienenweg bis Dannenberg vor sich hatte, wurde dort im Widerstandscamp gegenüber der Tankstelle an der „Esso-Wiese“ bereits Zwischenbilanz gezogen. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke bezeichnete es als „großen psychologischen Sieg“, dass der Transport vor der Robin-Woood-Blockade bei Süschendorf zwei Kilometer zurücksetzen musste. Gleichzeitig distanzierte sich Ehmke aber auch von den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Vorabend.
Nach der Kundgebung mit 5.000 Teilnehmern auf dem Marktplatz in Dannenberg seien 13.000 bis 14.000 Menschen in einem Demonstrationszug zur Castor-Umladestation unterwegs gewesen. Fast alle seien darauf eingestellt gewesen, „am Verladekran eine friedliche Sitzblockade zu machen“. Dies habe die Polizei jedoch nicht zugelassen. Durch eine Gruppe von 30 bis 40 Personen, die „mit Flaschen in Richtung Polizei und auch auf uns geworfen hat“, seien dann Auseinandersetzungen provoziert worden. „Dies hat unserer Sache nicht genutzt, sondern geschadet.“ Der BI-Sprecher bedauerte, dass ein BGS-Beamter während des Castor-Einsatzes versehentlich von einem Polizeifahrzeug überrollt und schwer verletzt wurde.
Wie die Bürgerinitiative sah auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag, Rebecca Harms, in den Blockadeaktionen bereits einen ersten Etappensieg. „Was wir in den letzten Tagen in der Region erlebt haben, ist wichtig für den Ausstieg aus der Atomenergie und für die weitere Debatte um den Endlagerstandort Gorleben.“ Die Aktionen seien „ein großer Erfolg“ für all jene, die die Antiatombewegung im Wendland seit Jahrzehnten tragen würden.
Die Atomwirtschaft und die Poltiker in Berlin hätten sich geirrt, als sie geglaubt hätten, dass der Konsens zur Befriedung im Wendland führe. „Diese Irrtümer müssen korrigiert werden“, verlangte Harms. Man müsse „offensiv klären, was mit dem Konsens erreicht und was nicht mit ihm erreicht worden ist“.
Harms betonte, in der Region ließen sich auch künftig nicht einfach Transporte druchbringen. „Man sollte wirklich nicht 30.000 Polizisten einsetzen, um sechs Atommüllbehälter zu bewegen.“ Die Auseinandersetzung um die Transporte sei aber auch Ausdruck des Konflikts um den gesamten Standort Gorleben. Die Proteste richteten sich auch gegen das Festhalten am ungeeigneten Endlagerstandort. „Politisch nicht durchsetzbar ist seit eh und je Gorleben als nukleares Entsorgungszentrum.“
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