Geld allein macht doch nicht glücklich

■ „KundInnen“ der Hamburger Sozialämter sollen mit dem Service zufrieden sein, behauptet eine Umfrage

SenatorInnen sind zufrieden, wenn ihre „KundInnen“ es sind. Gestern hatten Sozialsenatorin Karin Roth und die Senatorin für Bezirksangelegenheiten, Lore Maria Peschel-Gutzeit, (beide SPD) Grund zur Freude. In ihrem Auftrag hatte ein Meinungsforschungszent-rum herausgefunden, dass ein großer Teil der SozialhilfeempfängerInnen sich in den Sozialämtern gut aufgehoben fühlt. Fast drei Viertel der Befragten, so Roth, hätten sich positiv über die Betreuung in den „Fachstellen zur Zugangssteuerung und Loslösung“ geäußert.

In die kommt, wer erstmals einen Antrag auf Sozialhilfe stellt. Die dort von den MeinungsforscherInnen 987 Befragten sollten Auskunft über die Freundlichkeit und Kompetenz der SachbearbeiterInnen, den Ablauf und die Organisation des Beratungsgespräches geben. 74,4 Prozent fanden die Betreuung zumindest „befriedigend“. Nur 13,5 Prozent stellten der Fachstelle ein schlechtes Zeugnis aus.

Erklärtes Ziel der dortigen SachbearbeiterInnen ist, die Zahlung von Sozialhilfe zu vermeiden und stattdessen Jobs zu vermitteln. Diese Zielvorgabe diene nicht etwa der Konsolidierung des Stadthaushaltes, wehrte Peschel-Gutzeit ab: Vielmehr sollen AntragstellerInnen in Arbeit vermittelt werden, um den mit der Sozialhilfe verbundenen „Defiziten“ nicht ausgesetzt zu sein. Eher eine nur zweitrangige Begleiterscheinung sei, so auch Roth, dass die Stadt enorme Summen an Sozialhilfe spart: Bezogen vor drei Jahren in Hamburg noch 138.000 Menschen Hilfe zum Lebensunterhalt, waren es in diesem Februar nur noch 117.000.

Irene Bauerschmidt von der Frauenberatungsstelle EFA in Altona und andere KritikerInnen monieren, das Steuerungsmodell führe dazu, dass Menschen aus der Sozialhilfe rausgedrängt oder gar nicht reingelassen werden. Gerade gegenüber jungen Menschen erklärten sich die SachbearbeiterInnen oft für unzuständig, da die AntragstellerInnen schließlich arbeitsfähig seien.

Andere, so Dirk Hauer, Sozialreferent der bürgerschaftlichen Regenbogen-Gruppe, bekämen eine Liste mit Leiharbeitsfirmen in die Hand gedrückt – ohne den Hinweis, dass sie parallel zu Bewerbungen ihren Antrag auf Sozialhilfe stellen können. Viele klappern erst verschiedene Firmen ab, ehe sie Geld beim Sozialamt beantragen. Das zahlt rückwirkend nicht – und hat somit einige Tage Hilfe zum Lebensunterhalt gespart.

Wer abgewiesen wurde und mit der „Fachstelle“ unzufrieden ist, ist in der Umfrage laut Bauerschmidt aber nicht repräsentiert. Denn diese Menschen „tauchen beim Sozialamt nie mehr auf“. Elke Spanner