: Eine Alternative zum Öl
In den nächsten Jahren müssen mehr als zwei Millionen Heizungen erneuert werden. Holz ist deutlich billiger als Öl und Gas. Heizpreis von Holzhackschnitzeln bei etwa 2,5 Pfennig pro Kilowattstunde
Mehr als zwei Millionen Hausbesitzer werden in den kommenden Jahren ihre Heizung erneuern müssen – die neue Energieeinsparverordnung (EnEV), die Anfang März vom Bundeskabinett verabschiedet wurde, verlangt das. Stichtag ist der 1. Oktober 1978. Alle älteren Heizungen sind aus Gründen des Klimaschutzes bis 2005 auszumustern.
Für viele Hausbesitzer dürfte sich damit die Frage nach der künftigen Heizenergie stellen – und dann wird es nicht mehr allein um die Alternativen Öl oder Gas gehen, sondern auch um Holzfeuer und Solarwärme. Denn der gestiegene Ölpreis hat die regenerativen Energiequellen plötzlich wirtschaftlich gemacht: Während der Heizölpreis in den vergangenen Monaten zeitweise über 1 Mark pro Liter lag, ist der gleiche Heizwert mit Holzpellets schon für 60 bis 90 Pfennig zu haben. Stückholz ist noch billiger.
„50 Prozent billiger als Öl, 30 Prozent billiger als Gas“, heißt die Formel bei der Firma Wodtke in Tübingen, einem Anbieter von Holzpellet-Heizungen. Da in den vergangenen fünf Jahren der Preis für eine Tonne Holzpellets von 500 auf 300 Mark gesunken sei, könne man die fossilen Energien beim Brennstoffpreis deutlich unterbieten.
Zudem werden durch ein Förderprogramm, das vom Bundesamt für Wirtschaft abgewickelt wird, Holzpellet-Heizungen attraktiv: Es gibt 120 Mark Zuschuss je Kilowatt installierter Nennwärmeleistung bei automatisch beschickten Anlagen, und 80 Mark je Kilowatt bei handbeschickten. Mindestens jedoch gibt es 4.000 Mark je Einzelanlage. Voraussetzung ist lediglich, dass die Feuerung in Verbindung mit einer Zentralheizung steht. Der offene Kamin, der bekanntlich viel Energie zum Schornstein hinausjagt, fällt somit aus der Förderung heraus.
Weitere Zuschüsse gibt es mit der neuen Energiesparverordnung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Zinsverbilligte Darlehen mit einem Volumen von rund 10 Milliarden Mark hat die KfW bereitgestellt für Heizungsmodernisierung, Wärmedämmung und Fenstererneuerung an über 330.000 Altbauwohnungen.
Holzpellets sind etwa tablettengroß und bestehen aus gepresstem Sägemehl. Sie werden ähnlich wie Heizöl in einem Silowagen geliefert und mit einem Schlauch in den Lagerraum gepumpt. Damit ist eine automatische Holzheizung im Privathaus möglich: Erstmals erreicht die Holzheizung den Komfort von Gas- und Ölzentralheizungen.
Der Jahresbedarf für ein Einfamilienhaus in Niedrigenergiebauweise mit 100 Quadratmetern Wohnfläche liegt nach Angaben der Firma Wodtke bei 1,6 Kubikmetern Pellets. So benötigen die Pellets nur ein Drittel jenes Lagerraumes, den Stückholz erfordert.
Die kleinsten Pellet-Brenner, die derzeit angeboten werden, liegen bei etwa 2 Kilowatt Wärmeleistung und sind als Zusatzheizung gedacht. Als Zentralheizung reichen in Neubauten zumeist 10 Kilowatt Wärmeleistung, in Altbauten werden oft bis zu 25 Kilowatt installiert.
Bei Ölpreisen, die inklusive Mehrwertsteuer in diesen Monaten bis zu 11 Pfennig je Kilowattstunde Primärenergie kosten, und Gaspreisen von etwa 8 bis 9 Pfennig, sind die Pellets attraktiv. Je nach Liefermenge und Wohnort des Kunden sind sie frei Haus ab etwa 6 Pfennig je Kilowattstunde zu haben.
Entsprechend läuft das Geschäft. „Die Nachfrage steigt stetig“, sagt Stefan Döring von der Firma Emil Mann in Langenbach im Westerwald, die Energieholz in verschiedenen Formen anbietet. Dieser Trend werde auch langfristig anhalten, vermutet Döring, denn viele Menschen, die in diesen Monaten gerne mit Pellets heizen würden, können das noch nicht – Pelletöfen sind schließlich noch selten.
Der klassische Kachelofen ist dagegen stärker verbreitet – und auch mit ihm lässt sich inzwischen sehr günstig Wärme erzeugen. Holzbriketts sind bereits für rund 400 Mark je Tonne zu haben, das ergibt bei einem Heizwert von 5.000 Kilowattstunden pro Tonne einen Preis von 8 Pfennig je Kilowattstunde. Und wer naturgewachsenes Holz bevorzugt, der kommt noch billiger weg. Der Raummeter Fichtenholz zum Beispiel, der eine Heizenergie von 1.500 Kilowattstunden liefert, ist in einigen Regionen Deutschlands ab 50 Mark zu haben. Damit kostet die Kilowattstunde nur 3,3 Pfennig. Das teurere Buchenholz, das bei 70 Mark je Raummeter liegt, liefert dank eines höheren Heizwertes die Wärme zu ähnlichem Preis. Und Eiche und Esche liegen sogar noch ein klein wenig darunter.
Auch Gemeinden, die vor einigen Jahren vorausgedacht und Nahwärmenetze auf Basis einer Holzfeuerung aufgebaut haben, freuen sich heute über niedrige Heizkosten. Speziell in Baden-Württemberg stehen, beflügelt durch ein Förderprogramm der Karlsruher Klimaschutz- und Energieagentur, zahlreiche solcher Holzhackschnitzelanlagen. Sie sind auf Grund der gestiegenen Preise fossiler Energien sehr günstig: Eine Tonne unbehandelter Holzhackschnitzel mit einem Heizwert von 3,5 Kilowattstunden je Kilogramm sei inklusive Mehrwertsteuer für 87 Mark zu haben, heißt es bei der Firma Mann. Es ergibt sich somit ein Kilowattstundenpreis von gerade 2,5 Pfennig. BERNWARD JANZING
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