: Ende der Raumlosigkeiten
Kulturbehörden-Vorschlag zur Anmietung tänzerischen Probenambientes für gut befunden ■ Von Petra Schellen
Die Agonie ist beendet. Finito mit der Probenraumlosigkeit der hiesigen Tanzszene, Licht in Sicht bezüglich der Frage, wo freie Tanzgruppen künftig proben sollen: Zustimmung fand in einem gestrigen Round-Table-Gespräch der Vorschlag der Kulturbehörde, vorläufig – für rund zwei Jahre, aber Genaues weiß man noch nicht – drei Räume bei Triade, Bühne B 12 und Studio Labor GRAS anzumieten.
Denn, man erinnert sich, schon seit Januar 2000 herrschte ein Probenraumdefizit, seit einem Jahr liegen jene 75.000 Mark brach, die ursprünglich für die Probenraum-Miete der Tanzwerft gedacht waren; jetzt soll der nicht abgerufene Betrag in die weitere Ausstattung der anzumietenden Räume investiert werden.
Bis Ende 1999 gab es einen zentralen Raum, die von der Tanzwerft verwaltete alte Dosenfabrik – damals, als die Fördersumme noch bei 100.000 Mark lag und die Organisatoren der Tanzwerft Kriterien entwickelt hatten, anhand derer die Raumverteilung geregelt wurde: Mindestens zwei öffentlichkeitswirksame Aufführungen mussten die Anwärter in Hamburg absolviert haben – ein Kriterium, das der Tanzwerft scharfe Kritik der Restszene eintrug. Kurz vor Ablauf des 5-Jahres-Vertrags mit der Dosenfabrik traten kulturbehörliche Finanzlücken auf, sodass die Förderung um 25.000 Mark gekürzt wurde. Parallel dazu sei, sagt Torsten Beyer, Vorsitzender des Dachverbands der freien Gruppen in Hamburg, die Dosenfabrik-Miete erhöht worden, sodass die Tanzwerft den Restbetrag nicht habe erwirtschaften können. Außerdem habe damals die Kulturbehörde öffentliche Aufführungen verlangt – eine Forderung, die nicht erfüllbar sei. Gekündigt wurden also die Räume in der Dosenfabrik, und schwierig gestaltete sich die Suche nach zentral gelegenen, bezahlbaren Räumen im folgenden Jahr.
Doch die Tanzwerft-Organisatoren fanden keinen Raum – und die Kulturbehörde ging jetzt nach längerer Passivität selbst ans Werk – und mit dem Vorschlag in die Tanz-Runde, den sie jetzt weiterverfolgen will: Die Räume von Bühne B 12 und Studio Labor GRAS können kurzfristig, die der Triade ab September dieses Jahres angemietet werden.
Ein Kriterienkatalog, anhand dessen über die Raumvergabe entschieden werden soll, wird in einem zweiten Round-Table-Gespräch in ein paar Wochen erstellt. Auf wenig Gegenliebe stieß bei der versammelten Rest-Tanzszene das Angebot des Dachverbandes der freien Gruppen, Raumvergabe und Koordination anstelle der behördlich anvisierten Agentur selbst zu managen; sinnvoll sei es, dies künftig von einer neutralen Person erledigen zu lassen, fanden die 30 geladenen TanzszenenvertreterInnen.
Auch die Tatsache, dass freie Tanzgruppen künftig – für eine Übergangszeit – an räumlich getrennten Orten proben werden, war mehrheitlich konsensfähig: „Tanzgruppen, in Berlin zum Beispiel, profilieren sich doch manchmal gerade dadurch, dass sie an verschiedenen Orten agieren. Warum also nicht verschiedene Räume anmieten?“, findet Kathrin Tiedemann, Choreografin unter der künftigen Kampnagel-Intendantin Gordana Vnuk.
Daran, dass die Räume ausgelas-tet sein werden, besteht in der Szene kein Zweifel, „die Frage war eher, wie man die Verteilung organisieren sollte“, berichtet Maike Ipsen, Vereinsvorsitzende der Bühne B 12. Auch bezüglich des in der Szene umstrittenen Professionalitätsbegriffs wurde sich die Runde einig: Für Gruppen mit und ohne Aufführungstermin sollen die anzumietenden Räume ebenso verfügbar sein wie für experimentierfreudige Tänzer und Choreographen. Auch Gruppen, die einfach nur trainieren wollen, sollen berücksichtigt werden. Kriterien, mit denen die meisten Anwesenden zufrieden waren, wie Maike Ipsen berichtet. Und für den Fall, dass Probleme mit der Raumverteilung auftreten sollten, habe die künftig vermittelnde Agentur regelmäßige Gespräche angeboten.
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