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kopfstand im u-bahn-alltag

Mitten im Untergrund, am U-Bahnhof Hermannstraße, prügeln sich sechs Männer und Frauen. Um die Schlägerei stehen ungefähr hundert Zuschauer. Niemand greift ein. Alltag oder Kunst? Das Tanztheater „Somebodyelsecompany“ hat sich am Wochenende für seine Performances unter dem Titel „Zoom“ den alltäglichsten Ort Berlins ausgesucht. Auf mehreren Bahnhöfen und auch in den Zügen wollten die Tänzer Passanten verwirren und deren Blick auf routinierte Bewegungen und Ereignisse lenken. Den KünstlerInnen ging es vornehmlich um offene und subtile Gewalt, großstädtische Isolation und die Automatik des Alltags. Menschen wurden zu Gepäck, Reisende verpassten in Zeitlupe den Zug, während aus kleinen Lautsprechern Elektronikpunk oder Crossovertechno von Bands wie Prodigy dröhnte. Den nervösen BVG-Beamten sprach das Unverständnis aus dem Gesicht, während sich die Performer auf dem Boden räkelten. Am schönsten jedoch waren die Blicke der ahnungslosen Fahrgäste, wenn sich neben ihnen plötzlich jemand am Gestänge entlanghangelte. Durch die tänzerische Bearbeitung wollte die Gruppe die Tragik einer „Welt, in der die Menschen funktionieren wie ferngesteuert“ verdeutlichen. Das gelang den Artisten aufgrund der räumlichen Gegebenheiten zwar nicht immer, doch der Wiedererkennungswert zählt. Etwa wenn die Gruppe mit verschränkten Armen, die Hände versteckend, am Bahnsteig wartete und die meisten Zuschauer in ähnlicher Pose verharrten. Die Kunst im Untergrund lieferte den Passanten keine Antworten, sie stellt Fragen an den Zuschauer, diskutiert seinen Alltag und beleutet unsere absurde „Normalität“. Auch in Zukunft will sich die Company mit Improvisation und Tanz im öffentlichen Raum und Theater widmen. FOTO: KAI BORNHÖFF

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