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Bald neue Wahlrunde in Peru

Alejandro Toledo gewinnt Wahlen mit komfortablem Vorsprung, muss aber in die zweite Runde gegen Altpolitiker Alan García, der ihm den Sieg noch streitig machen könnte

LIMA taz ■ Die Wahlen in Peru werden in anderthalb Monaten in die zweite Runde gehen. Im ersten Wahlgang am Sonntag ist es keinem der Kandidaten gelungen, über die erforderlichen 50 Prozent zu kommen. Nach vorläufigen Hochrechnungen werden sich in der Stichwahl der ehemalige Fujimori-Gegner Alejandro Toledo und der Sozialdemokrat Alan García gegenüberstehen. Toledo brachte es auf rund 40 Prozent der Stimmen, García liegt mit 22 Prozent weit hinter ihm, aber immerhin knapp vor der konservativen Kandidatin Lourdes Flores Nano, die es auf 20 Prozent brachte. Gleichzeitig waren die 14,9 Millionen Wahlberechtigten dazu aufgerufen, einen neuen Kongress zu wählen. Hier konnte Toledos Partei „Peru Posible“ die meisten Stimmen erkämpfen, gefolgt von Garcías APRA, allerdings schaffte es keine Partei, eine Mehrheit im Kongress zu bekommen.

Die Überraschung des Wahlsonntags in Peru ist das Abschneiden von Alan García, dem es gelang, an Flores Nano vorbeizuziehen. Von 1985 bis 1990 war García schon einmal Präsident und musste ab 1992 im Exil in Kolumbien leben, weil er wegen einer Korruptionsaffäre in Peru mit Haftbefehl gesucht wurde. Der Mann mit dem Bubengesicht ist ein geschickter Politiker und geübter Rhetoriker, der Schwung in den zweiten Wahlgang bringen wird. Am Wahlabend gab sich García gelassen. Kaum hatten sich die Hochrechnungen einigermaßen stabilisiert, rief er gegen 10 Uhr abends mit von den Wahlschlachten der vergangenen Tage noch heiserer Stimme zur Pressekonferenz. Er zeigte sich mit dem Wahlergebnis zufrieden, gestand aber auch ein, dass er sein Ziel, im ersten Wahlgang zu gewinnen, „nicht erreicht habe“. Dennoch sei aber die Hauptarbeit getan, „es fehlt uns nur noch ein ganz kleiner Abschnitt“. Toledo ermahnte seine Mitstreiter: „Die Arbeit ist noch nicht zu Ende.“ Er lobte den sauberen Ablauf der Wahlen und sagte: „Peru hat gewonnen und damit hat die Demokratie gewonnen.“ Auch der Chef der Wahlbeobachterkommission der Organisation Amerikanischer Staaten, Eduardo Stein, bescheinigte, dass die Wahlen ohne Unregelmäßigkeiten über die Bühne gegangen seien. Weit mehr als die Hälfte der Mitarbeiter der zuständigen Wahlbehörde waren seit dem Sturz Fujimoris von der Übergangsregierung ausgewechselt worden.

Mit den amtlichen Endergebnissen wird bis Mitte dieser Woche gerechnet. 40 Tage nach deren Veröffentlichung kann der zweite Wahlgang gestartet werden. Zwar sieht es rein rechnerisch so aus, als ob Alejandro Toledo den Sieg sicher in der Tasche hätte. Die Wähler des Kandidaten Fernando Olivera, der zusammen mit Toledo gegen Fujimori auf die Straße ging, werden bei dieser Wahl wohl für Toledo stimmen – mit den 10 Prozent von Olivera käme Toledo dann knapp über die benötigten 50 Prozent. Da es sich aber bei Toledos Gegner um den erfahrenen Politikroutinier Alan García handelt, werden die Karten für die zweite Runde neu gemischt. Siegessicher kann noch keiner der beiden Kandidaten sein.

INGO MALCHER

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