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Ermittler nähern sich Carlos Menem

In Argentinien soll ein Vertrauter des Expräsidenten Drahtzieher einer kriminellen Waffenschieberbande gewesen sein

BUENOS AIRES taz ■ Ein enger Vertrauter des argentinischen Expräsidenten Carlos Menem ist am Wochenende in Buenos Aires festgenommen worden. Emir Yoma wird vorgeworfen, Drahtzieher einer kriminellen Vereinigung zu sein, die Anfang der 90er-Jahre 6.500 Tonnen Waffen und Munition aus Staatsbeständen illegal nach Ecuador und Kroatien verkauft habe. Am Freitag hatte der Exkontrolleur der staatlichen Waffenschmiede Fabricaciones Militares sechs Stunden lang gegenüber der Staatsanwaltschaft ausgesagt. Zuvor hatte er zwei Jahre lang in der Untersuchungshaft geschwiegen.

Yomas Festnahme zielt direkt auf Expräsident Menem, der das Dekret zum Waffenverkauf unterschrieben hatte. Ins Visier der Ermittler kam auch Menems Verteidigungsminister von 1991 bis 1993, Antonio Erman González. Gegen Exaußenminister Guido di Tella und den damaligen wie heutigen Wirtschaftsminister Domingo Cavallo wird ebenfalls ermittelt. Sie hatten das Dekret mitunterschrieben.

Bis Mitte der 90er-Jahre verließen mehrere Flugzeuge mit Waffen Buenos Aires Richtung Ecuador und Kroatien. Auf den Frachtpapieren stand allerdings, die Ladung würde nach Venezuela und Panama exportiert. Gegen Kroatien galt ein Waffenembargo, Ecuador befand sich 1995 im Krieg mit Peru. Argentinien zählt gar zu den Garanten des Vertrages von Rio, in dem Peru und Ecuador Frieden schlossen.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Menem-Vertraute Yoma die Waffengeschäfte organisiert haben. Seit dem Ende von Menems Amtszeit Anfang letzten Jahres wurde noch nie in seinem nahen Umfeld ermittelt, obwohl ihm etliche Korruptionsaffären vorgeworfen werden. Yoma und Menem haben sich Ende der 60er-Jahre in Damaskus kennen gelernt. Später heiratete Menem Yomas Schwester, von der er inzwischen geschieden ist.

INGO MALCHER

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