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Die Antifa darf nicht mehr ans Telefon

Mitarbeiter des Call-Centers Hotline GmbH sollen per Vertragsklausel bestätigen, nicht Mitglied der Antifa zu sein

Ein Mitarbeiter eines Call-Centers darf kein Antifaschist sein. Dies besagt jedenfalls ein Vertragstext, den das Unternehmen Hotline GmbH jetzt einem ihrer Mitarbeiter zur Unterzeichnung vorgelegt hat.

In dem Arbeitsvertrag sollte ein 19-jähriger Schüler der Geschäftsleitung per Unterschrift bestätigen, nicht Mitglied der „Antifaschistischen Aktion“ zu sein. Als Begründung für die Klausel gab der Geschäftsführer Hartmut Horst an, die Polizei habe sich nach Protesten für die Einführung eines Betriebsrates Anfang des Jahres mit dem Hinweis an die Geschäftsführung gewandt, man beschäftige Mitglieder einer verfassungsfeindlichen Organisation.

Angestellte der Hotline GmbH hatten Anfang des Jahres ihrer Forderung nach Einführung eines Betriebsrates mit öffentlichen Protesten Nachdruck verliehen. Anschließend hagelte es Kündigungen. Geschäftsführer Horst sah den „Betriebsfrieden gestört“ und kündigte 27 Mitarbeitern. Offenbar eine Fehlkalkulation: Nach Informationen eines Mitarbeiters wurde wenige Monate später mehreren Ex-Hotline-Agenten angeboten, wieder einzusteigen – unter der oben genannten kuriosen Bedingung.

Hotline-Geschäftsführer Horst betonte gestern gegenüber der taz, die Klausel sei ein Einzelfall gewesen. Es habe für den Betroffenen niemals der Zwang bestanden, die Klausel zu unterschreiben. Der „Status“ des Beschäftigten bliebe, davon unberührt, bestehen. Bei der Arbeit in einem Kommunikationscenter bekäme man nun mal einiges mit und die verdächtige Person sei auch wiederholt durch das „Aufhängen von Plakaten“ aufgefallen, begründete Horst die ungewöhnliche Maßnahme. Die Informationen würden jedoch nicht aus der Polizeikartei stammen. „Ich möchte Mitarbeiter, die da nichts mit zu tun haben“, sagte Horst.

Unterschrieben hat den Anti-Antifa-Vertrag nach Angaben eines Mitarbeiters bisher niemand. So bleibt den Beschäftigten nur, auf ihre Kündigung zu warten. Ständige Kontrolle der Protestler und Schikanen, wie etwa gerade sitzen zu müssen, gehören nach Angaben aus Kreisen der Beschäftigten zum Call-Center-Alltag bei der Hotline GmbH.

Geschichte wiederholt sich. Mit Hilfe des „Radikalenerlasses“, abgesegnet unter der Willy-Brandt-Regierung, wurde es 1972 öffentlichen Arbeitgebern leicht gemacht, unliebsame Mitarbeiter loszuwerden. Es folgte eine Welle von Berufsverboten, von denen sich viele Betroffene bis heute nicht erholt haben. Für den Hotline-Mitarbeiter handelt es sich dementsprechend um einen „politischen Skandal“.

JANA SCHMIDT

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