piwik no script img

Mehr Brise als Sturm

Bei der DaimlerChrysler-Hauptversammlung musste Vorstandschef Schrempp viel Kritik hinnehmen

BERLIN taz ■ Rechtsanwälte, Gewerkschafter, Kritische Aktionäre – was hatten sie geschimpft im Vorfeld der DaimlerChrysler-Hauptversammlung. „Dampf machen“ wollte man nach der „gewaltigen Enttäuschung“ ob der Einbußen von fast 50 Prozent des Aktienwertes. Doch im Berliner Messegelände sah es gestern zunächst nicht danach aus.

Nur 11.000 der angekündigten 18.000 Aktionäre waren tatsächlich angereist. „Wo die angekündigte Missstimmung ist, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären“, so Aktionärin Elisabeth Baetge aus Gustrow. Vielleicht war es die Ankündigung, die Dividende pro Aktie trotz allem unverändert bei 2,35 Euro zu belassen. Vielleicht war es die überzeugende Überzeugungsarbeit, die Vorstandschef Jürgen Schrempp gestern gewohnt gelassen leistete. Die Bilanz der Hauptversammlung jedenfalls fiel milder als die Firmenbilanz aus. Zwar gab der Vorstandschef „hausgemachte Fehler“ zu, verteidigte jedoch energisch die Unternehmensstrategie. Neuerlich schloss Schrempp eine Trennung von den Töchtern Chrysler und Mitsubishi aus. Und hielt den Aktionären ein 3,3-prozentiges Schmankerl bereit – ein von Volvo übernommenes Aktienpaket von Mitsubishi, womit Daimler jetzt 37,3 Prozent hält.

Am Nachmittag kam dann mehr Bewegung in die Sache und Schrempp unter Druck: Zahlreiche Aktionäre kritisierten hart Firmen- und Kommunikationspolitik. Die Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre warf Schrempp „Kapitalvernichtung in Milliardenhöhe“ vor. Die Redner forderten vehement „die gelbe Karte“ gegen Schrempp. Die Entscheidung über Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stand, durch die ungewohnt vielen Wortmeldungen bis in den Abend hinein verzögert, bei Redaktionsschluss zwar noch aus. Die gelb-rote Karte allerdings dürfte dem Vorstandschef erspart bleiben. SABRINA EBITSCH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen