: zigarettenschmuggel
Schutzgelderpresser, Schmuggelstrukturen und die Tabakkonzerne
1990 begannen Vietnamesen, die zuvor als Vertragsarbeiter in der DDR lebten und nach der Wiedervereinigung keine Perspektive in Deutschland mehr hatten, mit dem Verkauf unversteuerter und unverzollter Zigaretten. Ab 1993 zogen sie sich zurück. Aber nun übernahmen vietnamesische Asylbewerber die Verkaufsplätze.
Die Zigaretten werden entweder über verschiedene Strukturen aus Polen, GUS-Staaten oder Übersee durch osteuropäische und deutsche Großhändler nach Deutschland gebracht. Die vietnamesischen Straßenhändler sind dabei nur das letzte Glied der Kette.
Vietnamesische Banden begannen Anfang der 90er-Jahre, ihre Landsleute um Schutzgelder zu erpressen, die weit gehend schutzlos Zigaretten verkauften. Dabei rivalisierten mehrere Banden um diese Schutzgelder und lieferten sich blutige Fehden. Bis 1996 starben in diesem Milieu 40 Menschen, danach noch fünf.
Den Banden, die 1996 weit gehend von der Polizei zerschlagen wurden, konnten zwei Jahre später neue Köpfe nachwachsen. Nach Polizeiangaben konkurrieren inzwischen die neuen mit den ehemaligen Bossen, die ihre Haftstrafen schon abgesessen haben, um die Vormachtstellung. Mit dem eigentlichen Schmuggel und Verkauf der Zigaretten haben diese Banden nichts zu tun.
In den letzten sechs Monaten ist es Zoll und Polizei gelungen, die Strukturen zu zerschlagen, über die der Nachschub an Zigaretten fließt. Im vergangenen Jahr wurden über eine Milliarde Zigaretten beschlagnahmt. Hinzu kam eine Zivilklage der Europäischen Kommission gegen die amerikanischen Unternehmen Philip Morris und RJ Reynolds wegen deren „vermuteter Beteiligung am Zigarettenschmuggel in die EU“. EU-Kommissarin Michaele Schreyer (Grüne) will die Tabakkonzerne für finanzielle Verluste des europäischen Steuerzahlers zur Kasse bitten und eine richterliche Verfügung erhalten, um künftigen Schmuggel zu verhindern. MAI
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