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KommentarHinterm Horizont

■ Warum auch schlechte Zahlen die Musikwirtschaft nicht nachdenken lassen

Das Internet – unendliche Weiten. Zu unendlich für den Horizont der deutschen Musikwirtschaft. Die jammert über Umsatzeinbußen durch Musik-Downloads im Netz und spricht von Piraterie. Im selben Atemzug erwähnt sie, dass man die Online-Vertriebswege für Tonträger verbessern müsse, um Geld zu verdienen. Da ist das Internet dann plötzlich gut genug.

Kopierschutz, Gebühren fürs Herunterladen – die Branche will auch im Internet-Zeitalter ihre Pfründe behalten, die sie sich in den fetten 90er Jahren gesichert hat. Als die Rundum-Vermarktung die Normalität wurde. Als VIVA und MTV die Musikwirtschaft zur Gelddruckmaschine werden ließen. Als es ganz üblich geworden ist, für eine CD brav 35 Mark über den Ladentisch zu schieben.

Und als dann noch das Internet aufkam, ließ sich das Dollarzeichen aus den Augen der Musikmanager gar nicht mehr wegreiben. Das weltweite Netz – welch ideales Vermarktungsins-trument für ein weltweites Phänomen wie Musik. Dass der freie Zugriff aller auf Musiktitel die andere Seite derselben Medaille ist – Pech gehabt.

Kein Grund für die Branche, über eigene Fehler nachzudenken. Stattdessen werden die Umsatzrückgänge allein auf die Piraterie zurückgeführt, die man bald im Griff haben wird. Vielleicht liegen die Ursachen ja aber ganz woanders: Bei einem Kunstprodukt wie den „No Angels“ wird nicht mal mehr vorgegaukelt, dass es beim Musikmachen um etwas anderes als kalkuliertes Geschäft geht. An sich kein Wunder, wenn Leute keine Lust mehr haben, dafür Geld auszugeben. Peter Ahrens

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