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Große Sehnsucht nach Normalität

Juden in Deutschland werden oft nur aus historischer Perspektive oder als exotische Kuriosität wahrgenommen. Eine Ausstellung über den jüdischen Alltag in Deutschland will mit solchen, auch wohlmeinenden Klischees brechen

Über jüdisches Leben in Deutschland informiert die Ausstellung „Zeichen des Alltags“, die seit dieser Woche im Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße zu sehen ist. Die vom Jüdischen Museum Franken in Fürth und vom Berliner Ausstellungsbüro „x:hibit“ gemeinsam entwickelte Schau beleuchte emotionale, kulturelle, soziale, religiöse und rechtliche Aspekte des Judentums in der heutigen Gesellschaft, sagte Projektleiter Oliver Lubric bei der Eröffnung.

Auf 26 Lichtkästen werden mit Piktogrammen und kurzen Texten Aspekte des modernen jüdischen Lebens in der Bundesrepublik thematisiert. Das sind unter anderem Fragen wie „Müssen jüdische Deutsche zur Bundeswehr?“, „Wie organisieren sich jüdische Schwule und Lesben?“ oder „Warum versichern deutsche Versicherungen keine jüdischen Gräber und Friedhöfe mehr?“

Ziel der Ausstellung sei es, durch die aktuellen Informationen Klischees aufzubrechen und auch wohlmeinenden Vorurteilen und Stereotypen über das Judentum entgegenzutreten, erklärte Naomi Bodemann-Ostow von „x:hibit“.

Das vermeintliche jüdische „Anderssein“ solle so „entmystifiziert“ und die Darstellung des Judentums „demusealisiert“ werden. Bisher würden Juden in Deutschland fast ausschließlich historisch oder als „exotische Kuriosität“ wahrgenommen. Was die Vielfalt lebendiger jüdischer Kulturen heute ausmache, sei hingegen nur wenigen bekannt und könne „fast als blinder Fleck“ bezeichnet werden, so Ausstellungsmacherin Bodemann-Ostow. Dabei gebe es unter den Juden eine große Sehnsucht nach Normalität.

Deshalb verzichte die Schau auch bewusst auf die Präsentation von Gegenständen und Originalen, die gemeinhin mit dem Judentum in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise eine Thorarolle. Stattdessen solle durch die Leuchtkästen und Piktogramme als Elemente der Werbung eine „popikonographische Ästhetik“ erzeugt werden.

Nach Fürth und Frankfurt (Oder) ist Berlin der dritte Ort, an dem die Wanderausstellung zu sehen ist. Danach soll sie im Leipziger Hauptbahnhof gezeigt werden. Weitere Stationen sind unter anderem Dresden, Frankfurt am Main, Hannover und das österreichische Hohenems. EPD

Die Ausstellung „Zeichen des Alltags“ ist bis 20. Mai im Centrum Judaicum in Mitte, Oranienburger Straße 28/30, zu sehen. Sie ist täglich außer samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, freitags nur bis 14 Uhr. Vom 1. Mai an bleibt sie bis 20 Uhr offen, freitags bis 17 Uhr.

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