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Samba- und Specksteingruppen

■ Die Osterholzer wollen endlich auch einen Ort zum Tanzen und Basteln / Scherf gibt 25 Mark für das ersehnte Bürgerhaus

Für Bürgermeister hätte man den Mitgliedsbeitrag glatt um 2.000 Prozent erhöhen können, mögen sich die Osterholzer gedacht und geärgert haben. Doch da hatte Henning Scherf schon unterschrieben: Für 25 Mark wurde er zum 31. Mitglied im Verein „Bürgerhaus Osterholz“. Denn die Osterholzer wollen nur, was andere Stadtteile längst schon haben: Ein Bürgerhaus. Osterholz hat immerhin 39.500 Einwohner. Da muss doch was zu machen sein, Herr Bürgermeister. Oder?

Ideen gibt es in Osterholz genug: Die Nutzer sollen selber für die Räume zahlen, Stellen durch Anzapfen von Fördertöpfen geschaffen werden. Auch sechs, sieben potenzielle Orte hat der Förderverein schon ausgeguckt. Diese werden demnächst bei einer Fahrradtour begutachtet, um in „drei Jahren etwas vorzeigen zu können. Das ist mein Traum“, sagt Vereinschefin und Bürgerschaftsabgeordnete Ingrid Reichert (SPD). Und: „Kirchen und Sportvereine sind schon interessiert. Wenn es auch noch keine finanziellen Zusagen gibt: Es muss etwas sein, dass uns Osterholzern endlich ein Wir-Gefühl verschafft.“ Sie träume ja von einer Mühle, sagt Ingrid Reichert. Kassierer Peter Olsen schwärmt „eher von einem Bauernhaus. Das war unsere Grundidee. Aber davon gibt es ja keine mehr.“

Neun Bürgerhäuser hat es in der Stadt. Die „Großen“ in Vegesack und Vahr, den alten Bahnhof in Mahndorf, das alte Polizeihaus in Hemelingen. Oder die Weserterrassen. In den Bürgerhäusern ist immer was los: Samba- und Specksteingruppen, Skatkloppen, Steppen, Schachspielen, Fotokurse für Mädchen, Kochen, Partys und Kaffeetrinken in den Weserterrassen, Theater, Volkshochschule, Kegeln oder Stadtteilgeschichte in Vegesack. Aber die Finanznot ist groß. „Geld gibt es wenig. Viele Bürgerhäuser überleben nur, weil sie so verdammt schlau sind“, sagt Henning Scherf. Es gehe nicht mehr wie in den 70er Jahren, dass man 20 Millionen bereitstellt, einen Top-Architekten engagiert, „und los geht's“.

Der Bürgermeister reichte Rotbusch-Tee und grübelte, „wenn ich bei meinen Fraktionsleuten nicht gleich um Millionen betteln muss, dann habe ich die Chance, etwas zusammenzukratzen. Wir müssen etwas eher Notleidendes finden, was wir in Form eines Bürgerhauses richtig fortführen können.“ Aber das Jugendfreizeitheim in Tenever, dass Scherf im Sinn hatte, sollte es nun doch nicht sein, meinten die Osterholzer.

Scherfs Unterstützung für die Delegation aus dem Bremer Osten war eher nur symbolischer Art, auch wenn Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter gleich den ersten Ziegelstein mitbrachte. Die Osterholzer waren ja schon mit ganz bescheidenen Erwartungen zum Bürgerhaus-Brainstorming gekommen. Klar, dass sie nicht mit einem dicken Scheck nach Hause gehen konnten. Aber dann gab's doch viele warme Worte und eine echte scherfsche Umarmung für Ingrid Reichert. Die meinte tapfer: „Wir sind stolz und glücklich, dass der Bürgermeister als erster prominenter Politiker unterschrieben hat.“ ksc

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