piwik no script img

Doch Kindersklaven auf der „Etireno“

Das in Benin wegen Verdachts auf Menschenschmuggel beschlagnahmte Schiff gehört einem Bundesliga-Stürmer

BERLIN dpa/ taz ■ Das in der beninischen Hauptstadt Cotonou festgehaltene Schiff „Etireno“ hatte offenbar doch Kindersklaven an Bord, allerdings nicht so viele, wie anfangs gemeldet, und nicht so offensichtlich. Die Organisation Terre des Hommes nahm in Cotonou 24 Kinder im Alter von vier bis vierzehn Jahren von Bord in Verwahrung. Ihr Beauftragter, Alfonso Gonzales-Jägli, sagte: „Es gibt recht klare Hinweise darauf, dass diese Kinder dem Menschenhandel zum Opfer gefallen sind.“

Das Schiff war in seinem Zielhafen Libreville in Gabun abgewiesen worden. Während es die westafrikanische Küste entlang irrte, verbreitete sich die Nachricht, an Bord seien etwa 250 Kindersklaven zusammengepfercht. Aber als die „Etireno“ am Mittwoch in Cotonou andockte, meldete die Presse Fehlalarm. Die Laderäume waren voller Fracht. An Bord befanden sich nur 114 Erwachsene, die 43 Teenager und Kinder bei sich hatten, angeblich ihre eigenen. Nachdem aber Terre des Hommes öffentlich verkündet hatte, die Kinder würden ihren Eltern zurückgegeben, wurde nur ein einziges abgeholt.

Inzwischen hat der nigerianische Bundesliga-Fußballer und VfL-Wolfsburg-Stürmer Jonathan Akpoborie gegenüber der Zeitung Bild am Sonntag zugegeben, Besitzer des Schiffes zu sein. Nigerianische Medien meldeten, er habe zwei Schiffe in Dänemark erworben und in Lagos (Nigeria) registriert, wo sie von seinem Bruder verwaltet würden. Akpoborie wird diese Woche in Cotonou erwartet, um Stellung zu nehmen.

Nach Unicef-Schätzungen werden jährlich etwa 200.000 Kinder in der westafrikanischen Region in die Sklaverei verkauft. Den Eltern in den im Landesinneren gelegenen Ländern Mali und Burkina Faso wird meist weisgemacht, ihre Kinder bekämen die Chance, ein Handwerk zu erlernen. Tatsächlich landen sie in den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste oder als Hausangestellte in Gabun, wo sie oft misshandelt werden und hungern müssen. Das Einschleusen der Kinder auf dem Meeresweg in die Zielländer geschieht permanent und unauffällig. Emilie Kpadanou, die als Psychologin mit den Kindern von der „Etireno“ arbeitet, vermutete gegenüber der Tageszeitung Guardian, das Schiff sei in Gabun abgewiesen worden, weil der Kapitän den Bogen überspannt habe: „Mit vier oder fünf Kindern kann man schon durchkommen“, sagte sie. Aber über 40, einschließlich der Teenager, das sei einfach zu viel gewesen. BK

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen