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Später Prozess gegen SS-Mann

Seit heute steht der 89-jährige Anton Malloth in München vor Gericht. Im Gestapo-Gefängnis „Kleine Festung Theresienstadt“ soll er drei Häftlinge ermordet haben

BERLIN taz ■ Peter Finkelgruens Geschichte beginnt am 10. Dezember 1942 im KZ Theresienstadt. Im Gestapo-Gefängnis „Kleine Festung“ wird sein Großvater Martin Finkelgruen ermordet. Zeugen sagen, der Mörder sei der SS-Aufseher Anton Malloth gewesen.

Sein Enkel Peter Finkelgruen hat die Tat recherchiert und aufgeschrieben. Das Buch heißt „Haus Deutschland oder Die Geschichte eines ungesühnten Mordes“. Es ist auch die Geschichte von Anton Malloth. Jahrzehntelang lebte der frühere SS-Oberscharführer unbehelligt, zuletzt in Pullach. Erst jetzt muss sich der 89-Jährige vor dem Münchener Schwurgericht verantworten – wegen dreifachen Mordes und Mordversuches.

Der „schöne Toni“ galt als einer der grausamsten Aufseher im Gestapo-Gefängnis. Einen Häftling soll er erschlagen haben, weil dieser sich nicht ordnungsgemäß zurückmeldete. Zwei Gefangene ließ Malloth laut Zeugen zur eigenen Belustigung von einem Mithäftling so lange mit kaltem Wasser bespritzen, bis sie tot umfielen.

1948 wurde Malloth dafür von einem tschechischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Doch er hatte sich längst nach dem Westen abgesetzt.

Drei Ermittlungsverfahren wurden gegen ihn eingeleitet, 1964 in Köln, ab 1970 in Dortmund. Dreimal wurde das Verfahren eingestellt. Mal galt Malloth als tot, mal die Belastungszeugen als unglaubwürdig.

Malloth lebte vierzig Jahre lang in Meran, als Vertreter. Als die Tschechoslowakei 1971 einen Auslieferungsantrag stellte, wurde noch nicht einmal geprüft ob sich Malloth in Italien aufhielt. Erst als ein grüner Abgeordneter 1988 nachfragte, wies die Regierung in Rom Malloth aus – und ließ ihn wegen drohender Verhaftung in Österreich per Flugzeug nach München bringen.

Malloth, in Innsbruck geboren und in Südtirol aufgewachsen, hatte nach dem „Anschluss“ Österreichs für die deutsche Staatsangehörigkeit „optiert“. 1949 widerrief er. Nachdem ihm die italienische Staatsangehörigkeit 1956 wegen seiner NS-Vergangenheit aberkannt wurde, bekam er vom deutschen Generalkonsulat einen Pass. In Pullach wurde Malloth betreut von Himmlers Tochter Gudrun, die ihm im Auftrag der rechtsextremen „Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“ half.

Erst 1989 kam Bewegung in die Sache: Autor Finkelgruen hatte in Prag eine Zeugin des Mordes an seinem Großvater aufgespürt. Doch die Dortmunder Ermittler stellten das Verfahren 1999 ein – aus Mangel an Beweisen. Erst als die tschechische Justiz weitere Zeugen benannte, rollte die Münchener Staatsanwaltschaft den Fall neu auf. Wegen seines Gesundheitszustandes – Malloth leidet an einem Tumor – wird der Prozess in Stadelheim verhandelt. NM

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