Signale der Entspannung

Israels Außenminister Peres kündigt ein Ende der Blockade von Jericho an. Auch bei den gemeinsamen Sicherheitsgesprächen werden erste Fortschritte gemeldet

JERUSALEM taz ■ Der israelische Außenminister Schimon Peres hat gestern angekündigt, Israel werde „in wenigen Tagen“ einer Bitte des palästinensischen Chefunterhändlers Saeb Erekat nachkommen und die Blockade der Westuferstadt Jericho aufheben. Erekat, ein Bürger Jerichos, habe die Sicherheit in der Stadt und auf den Umgehungsstraßen garantiert, sagte Peres in einem Interview. Der Ort, in dessen touristische Infrastruktur 700 Millionen Dollar investiert worden waren, sei durch sieben Monate Intifada schmerzhaft betroffen. Statt unschuldige Menschen kollektiv zu bestrafen, sei es vernünftiger, der Bevölkerung ein normales Leben zu ermöglichen.

Peres bestätigte auch, dass derzeit eine positive israelische Antwort auf die ägyptisch-jordanische Friedensinitiative formuliert wird. Letzte Woche war den Israelis, die erste Entwürfe abgelehnt hatten, vom jordanischen Außenminister Chatib eine vierte Version überreicht worden. Israels Antwort soll vorliegen, wenn Peres am Sonntag nach Washington reist. Die Initiative basiert auf der Übereinkunft von Scharm al-Scheich von Oktober 2000, nach der eine Einstellung der Gewaltakte mit vertrauensbildenden Maßnahmen, Sicherheitskooperation und der Wiederaufnahme von Verhandlungen verknüpft werden sollte.

Peres vermutete, auch Arafat sei an einer Beendung der Intifada interessiert, um den Dialog mit den USA zu erneuern und erstmals von Präsident George W. Bush ins Weiße Haus eingeladen zu werden.Wie die palästinensische Zeitung Al-Ayam am Dienstag berichtete, gibt es Bemühungen, eine palästinensische Delegation nach Washington zu schicken, um einen Arafat-Besuch vorzubereiten.

Bei einem dreistündigen Treffen von Vertretern israelischer und palästinensischer Sicherheitsorgane am Montag war man übereingekommen, die Zusammenarbeit zu intensivieren und gemeinsame Schritte zur Beendung der Feindseligkeiten zu unternehmen. Bei der Zusammenkunft in der Residenz von US-Botschafter Martin Indyk stellte die israelische Seite in Aussicht, die Belagerung palästinensischer Ortschaften zu lockern, mehr Arbeiter nach Israel zu lassen und palästinensischen VIPs größere Bewegungsfreiheit zu gestatten. Die Palästinenser wollten dafür sorgen, dass Intifada-Aktivitäten gegen israelische Ziele effektiver kontrolliert werden. Für Freitag ist ein Treffen von Armee- und Polizeikommandanten beider Seiten geplant.

US-Außenminister Colin Powell erklärte, aus amerikanischer Sicht sei ein Rückgang aggressiver Handlungen zu beobachten. Israelische Sicherheitsquellen bestätigten, dass Mörserattacken aufgehört hätten, seit Palästinenserchef Jassir Arafat dies anordnete. Stattdessen sei es vermehrt zu Schießereien und Bombenanschlägen gekommen. So wurde in Chan Junis im Gazastreifen ein zwölfjähriger Junge getötet und elf Palästinenser verwundet, als Soldaten in eine Beerdigungsprozession schossen. Bei Bombenexplosionen am Sonntag in Kfar Saba und am Montag in Or-Jehuda waren ein Israeli getötet und Dutzende verletzt worden, während bei der Explosion einer ferngezündeten Bombe gegen einen israelischen Bus neben der Siedlung Ariel niemand zu Schaden kam. ANNE PONGER