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Telekom mit gutem Gewissen

Obwohl er keine Fehler zugibt, kündigt Vorstandschef Ron Sommer bei der Vorstellung der Bilanz an, sich 2001 auf einen zweiten Wirtschaftsprüfer stützen zu wollen

BONN ap/taz ■ Ron Sommer ist nicht totzukriegen. Bei der Vorstellung der Zahlen für 2000 und das erste Quartal 2001 zeigte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom sich gestern selbstbewusst wie eh und je. Schließlich weiß er das Management nach dem Umbau der Führungsspitze vor nicht ganz zwei Wochen wieder ganz hinter sich. Und die Bilanz, die die Erwartungen der Analysten dieses Mal erfüllte, tat ein Übriges: Die Telekom hat ihren Verlust im ersten Quartal 2001 reduziert. Für das Gesamtjahr setzte Sommer das Ziel, den Umsatz wie im Vorjahr um weitere 15 Prozent zu steigern. Darin sei die geplante, aber noch nicht genehmigte Übernahme der US-Mobilfunkgesellschaften VoiceStream und Powertel noch nicht enthalten.

Die Anleger zeigten sich gestern denn auch erst einmal zufrieden: An der Börse legte die T-Aktie um 1,74 Prozent zu. Um auch aus der Hauptversammlung, die für Ende Mai angesetzt ist, etwas von dem Druck zu nehmen, den etliche Kleinaktionäre nach der im letzten Jahr notwendig gewordenen Neubewertung des Immobilienbesitzes und dem Kursabfall angekündigt hatten, erklärte Sommer, die Telekom werde in diesem Jahr einen zweiten Wirtschaftsprüfer bestellen.

Im Einzelnen stieg der Umsatz der Telekom im ersten Quartal 2001 bereits um rund 16 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. Der Konzernüberschuss stieg um über 18 Prozent auf rund 450 Millionen Euro.

Berücksichtigt man die so genannten Goodwill-Kosten (das sind Über-Wert-Zahlungen bei der Übernahme von Unternehmen) und die Abschreibungen für UMTS, reduzierte sich der Konzernverlust von einer Milliarde Euro im vierten Quartal 2000 auf noch 0,4 Milliarden.

Beim Vorschlag für die Dividenden wollen Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung Kontinuität wahren und eine unveränderte Ausschüttung von 0,62 Euro pro Aktie vorschlagen.

Dass der angekündigte Einsatz eines zusätzlichen Wirtschaftsprüfers für das laufende Jahr nicht als Eingeständnis irgendeiner Schuld gewertet werden kann, machte Sommer auf Nachfrage deutlich: Der Vorstandschef verteidigte erneut die Einschätzung der Immobilienwerte in den früheren Telekom-Bilanzen als korrekt. Sie sei von unabhängigen Sachverständigen bestätigt worden. Finanzchef Karl-Gerhard Eick erläuterte, die Neubewertung der Immobilien sei rechtlich erst durch die Entscheidung nötig geworden, sie zu verkaufen.

Erst am Montag hatte die Schutzgemeinschaft der Wertpapierbesitzer erklärt, sie werde Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung nicht entlasten. Darüber hinaus haben zwei Aktionäre bereits offiziell Klage eingereicht – einem Vorstoß, dem die Telekom-Spitzen äußerlich gelassen gegenübertreten. Obwohl manche Rechtsexperten von einem „Milliardenrisiko für die Telekom“ sprechen, glaubt doch die Mehrheit der Analysten, dass die Klage wenig Aussicht auf Erfolg hat: Schließlich sei es schwer, glaubhaft zu machen, dass man sich wegen ihres Immobilienbesitzes an der Telekom beteiligt habe. Wahrscheinlicher sei doch, dass die Positionierung des Unternehmens im Markt „oder sogar die Werbung mit Manfred Krug“ ausschlaggebend gewesen seien.

BW

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