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Peso-Retter verzweifelt gesucht

Argentiniens Präsident beruft nach neuem Wirtschaftsminister jetzt auch neuen Zentralbankchef. Doch die internationalen Rating-Agenturen fürchten, das Land könnte zahlungsunfähig werden. Auch auf der IWF-Tagung wird das Thema erörtert

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Erst sollte ein neuer Wirtschaftsminister dafür sorgen, dass in Argentinien wieder alles gut wird. Jetzt schiebt Präsident Fernando de la Rua noch einen neuen Zentralbankchef hinterher. Der alte musste wegen anhaltender Erfolglosigkeit gehen. Spätestens jetzt soll die Welt begreifen, dass in Argentiniens Wirtschaft wieder Ruhe und Ordnung einkehren.

Tun sie aber nicht. Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington fürchtet man, dass eine Zahlungskrise Argentiniens ganz Lateinamerika in Schwierigkeiten bringen könnte. IWF-Chef Horst Köhler mahnte den argentinischen Wirtschaftsminister Domingo Cavallo daher, er solle „so bald wie möglich sein Arbeitsprogramm vorstellen“. Der nämlich hat sich zwar mit großem Aufwand daran gemacht, die Wirtschaft auf Kurs zu bringen: Überraschungsreisen nach Spanien, Treffen mit Bankern am Wochenende, Fernsehauftritte ohne Unterbrechung. Nur wie seine Rezepte aussehen, hat er noch nicht verraten.

Während die IWF-Manager auf ihrer Frühjahrstagung an diesem Wochenende auch über Argentinien reden wollen, werden Rating-Agenturen und Banken immer nervöser. Jedes Wort über Argentinien legen sie auf die Briefwaage. Der Stand des Länderrisikos ist längst zum Barometer für die richtige Politik geworden. Am Mittwoch lag es nach sprunghaftem Anstieg am Montag noch immer bei 11.149 Punkten. Das bedeutet:11,49 Prozent Risikozuschlag auf die US-Leitzinsen für argentinische Titel, immerhin ein Zinssatz von über 15 Prozent.

In der Tat steht Cavallo das Wasser bis zum Hals. Allein im Mai muss das Land über drei Milliarden Dollar an Zinsen und Schulden bezahlen, bis zum Jahresende sind weitere 18 Milliarden fällig. Im März sanken die Steuereinnahmen um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, weitere Ausgabenkürzungen sind unvermeidlich. Trotzdem gibt Cavallo sich optimistisch: „Die Schulden sind nicht das Problem“, schrieb er gestern in der Financial Times. Argentinien braucht weiterhin Zugang zu internationalem Kredit, denn ohne genügend Dollar kann es sein Währungssystem nicht aufrechterhalten. Das nämlich sieht vor, dass jeder Peso jederzeit in Dollar umgetauscht werden kann, und zwar zum Kurs von eins zu eins.

Doch schon heute ist es für Argentinien schwierig, Staatsanleihen auf den internationalen Märkten loszuwerden, daher steigt die Verschuldung des Landes. Eine mögliche Lösung wäre, die Schulden umzustrukturieren. So behauptete eine führende argentinische Zeitung am Wochenende, Cavallo plane, einen Großteil der Schulden, die im 2005 fällig würden, bis 2030 laufen zu lassen, bei steigendem Zinssatz. Dies wurde nicht vom Wirtschaftsministerium bestätigt. Allerdings machen mehrere Banken derzeit das Angebot, Staatsanleihen in Papiere mit längerer Laufzeit umzuwandeln. Auch in den USA sieht man in einer Schuldenumstrukturierung die Möglichkeit, das Land bei Zahllaune zu halten. „Die Umstrukturierung der Schulden ist unausweichlich“, sagt Morris Goldstein vom Institute for International Economy. Und fügt hinzu: „Danach muss es seine Währung aber floaten lassen.“

Doch davon will man in Argentinien nichts wissen. Seit zehn Jahren ist ein Peso einen Dollar wert. Erst vergangene Woche brachte Cavallo einen Antrag im Kongress ein, den Peso künftig an einen Währungskorb aus Dollar und Euro zu binden. Eine Freigabe des Wechselkurses lehnt er weiterhin ab.

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