piwik no script img
taz logo

I'm your Venus

Nur die eine Hälfte der Williams-Zwillinge spielt am Rothenbaum Tennis. Und deren Hund heißt Bobby und nicht etwa Pitty  ■ Von Peter Ahrens

Der Herr Sulzberger hat sein breitestes Grinsen nach Hamburg mitgebracht. Der Herr Sulzberger ist wichtig, denn er sagt wichtige Sachen, die ohne ihn niemand erfahren würde. Dass „Reebok immer schon female-orientiert“ war und „sich fantastisch entwickelt“ hat und dass Reebok sowieso immer ein bisschen anders war als die anderen Marken. Die Presseleute kauen derweil gelangweilt auf den Bügeln ihrer entspiegelten Sonnenbrillen herum, denn keiner ist interessiert am Herrn Sulzberger und dem, was er da vorn auf der Bühne über seine Firma erzählt. Alle wollen Venus sehen.

Der US-Tennisstar macht den PR-Termin bei Karstadt brav mit. „Die ist total sympathisch, sie hat, glaube ich, einen Freund, vor allem aber einen Hund, der heißt Pitty.“ Die Kollegin von Sat.1 ist gut informiert, weil sie „im Vorjahr schon mal ein Stück mit Venus Williams gemacht“ hat und streut im Vorfeld schon mal ein paar wichtige Details in die Runde.

Dann hat Herr Sulzberger als Reebok-Mensch seinen Auftritt. Um die Zeit zu überbrücken heuchelt er ein paar Werbe-Allgemeinplätze ins Publikum – „Venus steht für das ein, wofür Reebok steht: Unkonventionelles Verhalten“ – und dann kommt Venus Williams. „Welcome to this Karstadt Sport-House“, begrüßt der Pressesprecher des Deutschen Tennis-Bundes, Jens-Peter Hecht, und wirft sich mächtig ins Zeug.

Venus Williams, die Nummer eins der Geldrangliste im Frauentennis, gut versorgt mit dem höchstdotierten Werbevertrag, der je mit einer Sportlerin abgeschlossen worde, ist nach zahlreichen Absagen anderer Stars das Zugpferd des diesjährigen Tennisturniers am Rothenbaum. Und da die Zukunft des Hamburger Turniertennis ohnehin etwas unsicher geworden ist, muss man die sorgsam umhegen, die nach Hamburg kommen.

Aber Venus Williams ist auch pflegeleicht. Keine Allüren, so wie die Presse ihre Stars am liebsten hat. Sie mag Hamburg, sie hat hier vor zwei Jahren schon mal gewonnen, sie will noch mal die Nummer eins in der Welt werden, sie spielt auch gern gegen ihre Schwester Serena, und sie hat Spaß gehabt, den neuen Reebok-Werbespot zu drehen. Der soll daraufhin gleich der Presse vorgeführt werden, die Technik streikt allerdings blöderweise, und so muss Serena erst noch ein bisschen erzählen, dass sie gern im Internet surft und auch die Reebok-Kollektion privat trägt.

Dann haben die eilig bestellten Mechaniker ihre Arbeit getan. Der Spot kann laufen, und am Ende bekommen die JournalistInnen sogar noch Originaltöne von Venus' Hund in die Mikrofone gesprochen. Der heißt übrigens Bobby und nicht Pitty. Aber das ist letztlich egal.

Mit reinem Gewissen wissen

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf – ganz im Zeichen des heutigen "Tags des guten Gewissens" – einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

taz zahl ich

Ihnen liegt die taz am Herzen?

Dann hätten wir eine Bitte: Unterstützen Sie uns mit einem freiwilligen Beitrag! Denn wir sind auf unsere Leser:innen angewiesen, wenn wir taz.de auch weiterhin frei zugänglich halten wollen. Mit nur 5,- Euro sichern Sie unseren Journalismus und die Zukunft der taz – sind Sie dabei?