: Wer bin „ich“?
Im taz.mag Salon wurde am Samstag Nachmittag in sehr heiterer Runde die Frage diskutiert: „Gibt es noch eine homosexuelle Identität?“ Geladen waren die Autorin Viola Roggenkamp und die ehemalige taz-Chefredakteurin Klaudia Brunst, um auch die Damen einmal zu ihrem Recht kommen zu lassen. Roggenkamp („Man wird ja nicht so geboren“) erinnerte an die Schwierigkeiten, mit denen ein lesbisches Coming-out noch vor dreißig Jahren verbunden war, und erklärte, noch immer würden lesbische Verbindungen stark tabuisiert. Brunst („Man wird doch so geboren“) machte einen Trend zu einer modischen Bisexualität aus, der sie „bedrohe“. Auch das Schwinden der Gewissheit „spätere Heirat ausgeschlossen“ mache erneute individuelle Standortbestimmungen notwendig. Ein junger Münchner Gast appellierte, den Weg der rechtlichen Gleichstellung weiter zu verfolgen: „Ich will später Kinder haben. Bitte helft mir dabei.“ Obwohl eine gemeinsame Wahrnehmung als Opfer allmählich schwindet, darüber bestand auf dem Podium und im Publikum weitgehend Einigkeit, bleibt das Coming-out eine prägende und verbindende Erfahrung – das, so Brunst, „Loslaufen mit dem Gefühl der Identität“. Auch wenn dieser Begriff jeweils die Antwort auf die Frage sei: Wer bin ich? REINHARD KRAUSE
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