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Bettvorleger

„Als Tiger losgesprungen . . .“: Der Titel machte allen Beteiligten Spaß. „Sind die Grünen als Bettvorleger gelandet, Herr Ströbele?“, fragte taz-Moderator Jens König zu Beginn der Diskussion über außerparlamentarische Bewegungen und institutionalisierte Politik. „Wir wollten nie ein Tiger sein“, erklärte der Grünenpolitiker. Hätte er nicht später noch eine längere Liste rot-grüner Erfolge nachgereicht – Schriftsteller Michael Wildenhain hätte zu Recht gefragt, was Ströbele überhaupt im Bundestag wolle. Während Ströbele sich zwischen Selbstzweifeln und Zweckoptimismus nicht recht entscheiden konnte, versuchte sich sein sozialdemokratischer Parlamentskollege Hermann Scheer an einem Außenblick. Das Engagement, das bei der Gründung einer außerparlamentarische Bewegung zunächst sehr hoch sei, lasse sich kaum längere Zeit durchhalten, erklärte der Träger des Alternativen Nobelpreises – die Bewegungen seien darum aber noch lange nicht tot. Institutionalisierte Formen des Protestes hätten es da allerdings etwas schwerer: „Jeder Tiger, der im Gehege ist, landet irgendwann als Bettvorleger.“

taz: Äh, Sie als Betroffener . . .Tiger: Grrrr. taz: Mr. Tiger, danke für das Gespräch.

„Wahrscheinlich sind wir die letzten Tiger in der freien Wildbahn“, fand Jochen Stay von der Anticastorkampagne „X-tausendmal quer“ und fügte hinzu: „Wir sind ein Stück weit gefährlich.“ Da waren sich alle einig: Die Anti-Atomkraft-Bewegung war und ist erfolgreich – und der Atomkonsens hätte viel schlimmer ausfallen können. Andreas Fanizadeh, Journalist und linker Kleinverleger, zeigte noch einmal die Zähne. Er sprach von „kommunistischen Idealen“ und „bewaffnetem Reformismus“ und legte damit eine Fährte, auf der ihm die anderen Podiumsteilnehmern nicht recht folgen wollten. Daran hatte Scheer anscheinend nicht gedacht, als er unter großem Beifall der außerparlamentarischen Linken die Funktion eines vorlauten Korrektivs zusprach.

KOLJA MENSING

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