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Jugend forscht – nicht vergebens

■ Zwei Schüler der 9. Klasse der Gesamtschule Lesum programmierten und bauten mit Lego einen Dame spielenden Roboter. Das Programmieren haben sie aus Büchern gelernt – „in der Schule gibt es so was nicht“

„Der macht das richtig gut“, sagt der 15-jährige Schüler Julius. „Der“, das ist der Schulleiter Erhard Loeper, der seit Jahren an seiner Schule besonders engagiert die Teilnahme am „Schüler experimentieren-Wettbewerb“ fördert, und nachmittags in der „Jugend-forscht-AG“ mit den Schülern ihre Themen beackert.

Beim Programmieren konnte Loeper im letzten Herbst nicht helfen. „Loeper kennt sich da nicht so toll aus“, sagt der 15-Jährige fast ein wenig verständnisvoll. „auf die Idee, einen Dame spielenden Roboter zu entwickeln, kamen wir bei unseren ersten Experimenten mit dem „Lego Technic Invention System“, schreiben die beiden. Julius Krebs programmiert mit seinem Schulfreund Henning Günther gern Spiele, beide sind Schüler der 9. Klasse im Schulverbund Lesum. Julius und Henning haben zu Hause programmieren gelernt, aus Büchern, denn „in der Schule gibt es so was nicht“. Ihre Idee: Man könnte doch vielleicht ein Programm entwickeln, durch das der PC über die Lego-Technik die Züge ausführt, die der Spieler am PC eingibt. „Wir wollten ausprobieren, wie weit dieses System für komplexere Programme tauglich ist.“

Per Computer steuerten sie einen „Miniroboter, also einen Greifarm aus Lego, der die Dame-Steine aufhebt, an die richtige Stelle „fährt“ und dann absetzen kann. Der Greifarm kann Steine auch aus dem Spiel entfernen.

Das erforderliche Programm in visual basic für das Dame-Spiel zu schreiben, das war nicht so schwer, sagt Julius, naja, „eigentlich ist es doch kompliziert“, aber das geht eben. Wie man mit dem PC die Lego-Technik steuert – das ist eigentlich nicht vorgesehen – das bekamen die beiden auch hin. Die meiste Zeit haben sie an der Lego-Technik gearbeitet, denn es gibt nur einen Motor, mit dem man die Steine greifen, hochheben, verschieben und absetzen muss. Da konnte Schulleiter Loeper den beiden Tüftlern helfen.

Und dann kam der Jugend forscht Wettbewerb. Das Computer-Dame-Spiel war mit einer langen Beschreibung des Arbeitsprozesses eingereicht worden und stand bei der Präsentation in dem Zelt auf dem Astrium-Gelände. Kein Preis, verkündeten die Preisrichter.

„Wir waren alle sehr erstaunt“, gesteht Erhard Loeper. Die Arbeit hätte einen ersten Preis verdient, auch der Bericht der beiden 15-Jährigen sei „außerordentlich gut“ gewesen. Der Schulverbund ist seit Jahren sehr engagiert und jedes Jahr erfolgreich beim Wettbewerb „Schüler experimentieren“, der Schulleiter kennt die Maßstäbe.

Kein Preis, naja, da haben viele was geleistet und es konnten ja nicht alle Preise bekommen. Schulleiter Loeper fand das nicht so und hakte nach. Ende März bekamen die beiden von der Raumfahrt-Firma Astrium GmbH Space Infrastructure ein paar lapidare Zeilen in einer Mischung aus alter und neuer Rechtsschreibung: „Durch Miss-verständnisse ist es passiert, daß Eure Arbeit zum Zeitpunkt der Siegerehrung nicht bei den Platzierungen genannt wurde. Von Jurorenseite sind wir inzwischen informiert worden, daß Eure Arbeit einen 3. Platz belegt hat.“ Und „ihr bekommt deshalb eine neue Urkunde.“ „Ein Versehen“ der Jury, sagt auch der Astrium-Mitarbeiter Ernst Fichtner. Bei der Zettelwirtschaft sei der Jury das offenbar „durchgerutscht“, sagt der Landeswettbewerbsleiter Hans-Helmut Dettmer. In den 20 Jahren, in denen er das mache, sei so etwas noch nicht passiert. Schulleiter Loeper ist durch den dritten Preis, den seine beiden Schüler nachträglich bekomen haben, nicht mit der „Panne“ versöhnt – für ihn hätte der intelligente Dame-Roboter seiner Tüftler mehr verdient.

Julius und Henning sind inzwischen dabei, ein Solo-Hala-Spiel zu programmieren. „Per Hand kriege ich es nicht hin, dass nur ein Stein übrig bleibt“, sagt Julius. Das fordert heraus, das Computer-Programm soll zu Erfolgserlebnissen führen. Und im nächsten Jahr wollen die beiden bei Jugend forscht natürlich wieder dabei sein. K.W. www.jufo.bremen.de

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