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Regierungsposse in Italien

Unklarheit über vermeintlichen Rücktritt von Italiens Umweltminister Willer Bordon

ROM dpa ■ Neun Tage vor den Parlamentswahlen in Italien ist neuer Streit im Regierungsbündnis in Rom entbrannt. Meldungen über einen angeblichen Rücktritt von Umweltminister Willer Bordon (52) riefen gestern die Führung des Mitte-links-Bündnisses auf den Plan. „Auf diese Weise zurückzutreten und uns dies nicht einmal mitzuteilen, ist ein echtes Eigentor“, empörte sich der linke Spitzenkandidat Francesco Rutelli. In Italien wird am 13. Mai ein neues Parlament gewählt.

Das Fernsehen hatte am Donnerstag berichtet, Bordon habe ein Rücktrittsschreiben an Ministerpräsident Giuliano Amato geschickt. „Es handelt sich nicht um ein richtiges Rücktrittsschreiben“, sagte Staatssekretär Micheli gestern. „Die Sache ist noch offen.“

Hintergrund ist ein Streit der italienischen Regierung mit dem Vatikan. An einer Sendeanlage von Radio Vatikan bei Rom wurden Elektrosmogwerte gemessen, die deutlich über dem gesetzlichen Limit liegen. Über die gewaltigen Antennen sendet Radio Vatikan seine religiösen Programme in 37 Sprachen um die Welt. Neben einer Zunahme von Leukämieerkrankungen sollen sich in der Umgebung seltsame Dinge zutragen. Wenn manche Anwohner ihren Kühlschrank öffen, ertönt die Stimme von Radio Vatikan. Andere könnten Sphärengesänge hören, wenn sie ihr Ohr an die Heizungsrohre halten. Bordon hatte ein entschiedeneres Vorgehen von Ministerpräsident Amatos gefordert, damit die Belastung verringert wird.

Die Kontroverse um die Antennenanlage zieht sich bereits seit Monaten hin. Bordon hatte den Vatikan gegen Amatos Willen ultimativ aufgefordert, die Belastung zu reduzieren.

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