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FDP-Chef klar über 18 Prozent

18 Prozent will die neue FDP-Führung bei der nächsten Wahl abstauben. Der Parteitag erhob Guido Westerwelle gestern gar mit 89 Prozent zum Vorsitzenden. Da sehen Möllemann und Döring alt aus

DÜSSELDORF taz ■ Die FDP hat noch keinen Kanzlerkandidaten – aber einen neuen Vorsitzenden. Zum Auftakt des Parteitags in Düsseldorf wurde Guido Westerwelle gestern mit dem überraschend guten Ergebnis von 89,3 Prozent zum Nachfolger von Wolfgang Gerhardt gewählt. Nach dem mäßigen Abschneiden bei den letzten Landtagswahlen hatten viele Beobachter mit einem Dämpfer für Westerwelle gerechnet. Sie irrten sich.

Stattdessen wurde vor allem der baden-württembergische Landesvorsitzende Walter Döring abgestraft, der sich in den letzten Tagen einen heftigen Streit mit NRW-Chef Jürgen Möllemann geliefert hatte. Döring erhielt mit gerade mal 50,7 Prozent das schlechteste Ergebnis bei den Stellvertreter-Wahlen. Sein Kontrahent Möllemann kam mit 66,2 Prozent noch relativ gut weg. „Mit einer Zweidrittelmehrheit kann man in der Politik viel machen“, sagte Möllemann nach seiner Wahl, „und ich verspreche Ihnen, ich werde viel machen.“ Eine Ankündigung, die bei Westerwelle gemischte Gefühle auslösen dürfte.

Denn damit geht der Machtkampf weiter. Wie viel Westerwelle wirklich zu sagen hat, entscheidet sich heute, wenn über die Strategie für die Bundestagswahl 2002 entschieden wird. Dabei geht es vor allem um die Frage: Braucht die FDP einen eigenen Kanzlerkandidaten oder nicht? Möllemann fordert seit Monaten, dass die FDP einen direkten Gegenspieler zu Gerhard Schröder aufstellt. Westerwelle hält wenig von dieser Idee.

Möllemann selbst hielt sich gestern zurück. Er bekräftigte seine ehrgeizige Zielvorgabe, die inzwischen zum Allgemeingut der Partei geworden ist: „Wir sagen 18 Prozent, wir meinen 18 Prozent, wir kämpfen für 18 Prozent.“ Zum Thema Kanzlerkandidat: Vor den Delegierten kein Wort. Und vor den Fernsehkameras nur ein kleiner Scherz: „Es ist beim ersten Mal nicht zu erwarten, dass der FDP-Kanzlerkandidat auch Bundeskanzler wird.“

Bei all der Aufregung ums Personal rückten inhaltliche Fragen fast gänzlich in den Hintergrund. Westerwelle wird erst am Sonntag seine programmatische Rede halten. Gestern kündigte er an, die FDP werde „mit dem Vorurteil aufräumen“, sie sei „nur Partei für einige wenige, die es geschafft haben“. Der Liberalismus sei „keine Einkommensklasse, sondern eine Geisteshaltung“.

LUKAS WALLRAFF

brennpunkt SEITE 5

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