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Hamburger vernaschen im Weserstadion

■ Beim Umbau des Weserstadions setzt der Senat auf die ganz große Lösung

Die Fußball-WM 2006 wird nun wohl zum Anlass eines groß angelegten Stadionausbaus. Das Weserstadion soll nach bisherigen Planungen, mit denen der Senat sich in dieser Woche befassen will, nicht nur tiefer gelegt und um 10.000 mobile Tribünenplätze erweitert werden. Auch die Nordgerade soll erneuert und komplett umgebaut werden. In dem Gebäude sollen rund 4.000 Quadratmeter Büroraum entstehen. Zum Spielfeld hin sollen neue VIP-Logen eingerichtet werden – größer, teuer und exklusiver als bisher in der Südgerade.

Finanzieren sollen das 30 Millionen Mark teure Vorhaben private Investoren. Der Verein Werder Bremen als Hauptnutzer sieht sich selbst nicht in der Lage, als Investor aufzutreten, soll aber mit seinen Wirtschaftskontakten bei der Suche helfen. Werders Marketing-Chef Manfred Müller ist dazu gern bereit – unter einer Bedingung: Der Club möchte endlich Anteilseigner der Stadion-Betreibergesellschaft BSF werden.

„Sonst können wir doch gar nicht verhandeln“, sagt Müller. Für Werder Bremen hätte das den Vorteil, dass die Vermarktung des Clubs einfacher würde, wenn man auch beim Stadion ein Mitspracherecht hätte. „Wenn ich einen Werbevertrag mit einer Wurstfirma machen möchte, wollen die natürlich auch ihre Bratwurst im Stadion verkaufen dürfen“, erklärt Müller sein Interesse. Erste Erfolge bei der Investorensuche scheinen sich bereits einzustellen: Wie Sportsenator Bernt Schulte (CDU) einräumte, verhandelt er derzeit mit der Kette McDonald's, die in der Nordgerade ein Schnellrestaurant oder sogar ein Hotel errichten könnte.

Schulte hat denn auch schon signalisiert, dass er bereit wäre, den Verein mit in die bisher städtische Gesellschaft zu nehmen. Und auch aus den Bürgerschaftsfraktionen regt sich bislang kein Widerspruch. Die grüne Sportpolitikerin Karin Krusche begrüßte sogar ausdrücklich die Einbeziehung privater Investoren: Bremen könne sich das Vorhaben nicht leisten, schließlich müssten von der letzten Sanierung Schulden in Höhe von „rund 26 Millionen Mark noch abgetragen werden.“ Bauchschmerzen hat sie allerdings mit dem Ausbau um weitere 10.000 Sitzplätze. Diese Maßnahme sei unnötig und die dafür veranschlagten 25 Millionen Mark aus öffentlichen Mitteln deswegen eine Fehlinvestition.

In der Tat ist bislang keine Rede davon, auch an dieser Erfüllung der FIFA-Standards für eventuelle WM-Spiele private Investoren zu beteiligen, wie die Bürgerschaft im Februar gefordert hatte. Unklar ist bislang, wie die ebenfalls geplante Verbesserung der Verkehrsanbindung für das Stadion finanziert wird – immerhin mit noch einmal fünf Millionen Mark veranschlagt.

jank

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